Hollywood ruft

„Hollywood ruft!“, erzählte mir mein Anwalt, der mich vor wenigen Wochen vertreten hat, um von einigen Dauernervensägen eine Unterlassungserklärung zu bekommen. Es geht um die Fetischisten-Szene, die sich in meinen Blog verirrt und mich regelmäßig über die Kommentarfunktion und per Mail mit Schweinkram versorgt hatte. Inzwischen über Jahre und täglich, zum Teil mehrmals täglich. Seit der Aktion ist schlagartig Ruhe.

Ich habe jede Menge Mails zu dem Thema bekommen, unter anderem waren auch einige dazwischen, die meinten, es wäre besser gewesen, einfach die Kommentare vorab zu moderieren (wie ja jetzt auch eingestellt) und die Mailadresse im Profil zu deaktivieren. Ich nehme das zur Kenntnis, aber ich bin dennoch der Ansicht, dass jeder Mensch den täglichen Versuchungen und einem gewissen Appetit widerstehen können muss. Nur weil sich vor dem Kaufhaus ein Kleiderständer dreht und ich schneller bin als der Ladendetektiv, darf ich doch trotzdem keinen Diebstahl begehen.

Ich will das aber nicht erneut endlos ausschmücken, ich freue mich, dass es endlich ruhig ist in dieser Hinsicht und ich hätte von diesem Thema gar nicht mehr angefangen, gäbe es nicht dieses „unwiderstehliche“ Angebot, das mein Anwalt Mitte letzter Woche von dem letzten, der noch seine Unterlassungserklärung abzugeben hatte, bekommen hat. Wir haben uns köstlich amüsiert.

Bevor mein Leben nicht in Hollywood verfilmt wurde, drehe ich aber keine Pornos. Schließlich könnte das meiner Hollywood-Karriere ja mal im Wege stehen. Die richtigen Stars sagen dann meistens: „Ich war jung und brauchte das Geld.“ – Ich brauche das Geld aber nicht. Also lautet die Antwort: Nein.

18 Gedanken zu „Hollywood ruft

  1. Ich gaubs ja nicht, selten so gelacht. Anwälte müssen wohl für Geld (Honorar) alles tun!?
    Aber Jule: vielleicht wird Dein Leben ja wirklich mal verfilmt, wer weiß? 😉
    Lg
    Bea

  2. Liebe Jule!

    Das ist mein erster Kommentar bei Dir, ich kann bei diesem Schreiben nun wirklich nicht mehr auf meinen Fingern sitzen bleiben. Das ist wirklich krass. Hätte dieser Fetischist deinen Blog aufmerksam und ganz gelesen, wüsste er, dass die Geldsumme geradezu lächerlich ist. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich vor lauter Kopfschütteln kein Schleudertrauma kriege. Oder wahlweise kotzen muss. Oder beides.

    Da bezahlen Leute 160 Euro für eine DVD, wo sie sehen, wie sich jemand kathetert? Na, heilige Scheisse… Vielleicht sollte ich mich da ja melden? Mit dem Geld könnte ich meinen Blasenschrittmacher bezahlen. 🙂 Oh, beinahe hätte ich es vergessen, geht doch nicht. Ich habe ja noch eine Würde. Also wird doch weiter kathetert. Und nur ich gucke mir dabei zu. Ha!

    Liebe Grüße und danke für deinen tollen Blog. Das wollte ich schon immer mal gesagt haben.

    Nina

  3. Ich schrei Schokolade!

    Das ist doch unglaublich. Da wird der Kerl aufgefordert, künftig sein merkwürdiges Gebaren zu unterlassen, weil du eben nicht zu der Szene gehörst, die mutwillig irgendwo hinpullerst oder ähnliches, und da fällt einem der wichtigsten Leute in diesem Geflecht nichts anderes ein, als ausgerechnet dem Anwalt, der die Unterlassungserklärung einfordert, noch ein neues Angebot zu unterbreiten?!

    Da ist jemand entweder dumm, dreist oder krank. Anders kann ich mir so ein Verhalten nicht mehr erklären.

  4. Ich gehe nach alledem, was ich über Dein Blog, auch über die inzwischen gelöschten Beiträge, mitbekommen habe, davon aus, dass bei dem Unterlassungsschuldner eine komplexe sexuelle Devianz vorliegt und dieses beschriebene Filmprojekt lediglich ein weiteres Ventil dieser Gemengelage ist, um Dir eine Aggravation oder gar Instrumentalisierung bestimmter Handlungsweisen oder zum sozialverträglichen Umgang mit Deiner autonomen Blase angeeigneten Kompensationstechniken der eigenen Interessenfixierung auf prägenitale Sexualziele willen abzunötigen.

  5. Ach Jule, hoffen wir nicht im Grunde alle auf die Chance einmal in einem urophilen Porno mitzuspielen…

    Köstlich… ähm, also im übertragenen Sinn! Der Mann hat die Realität schon längst aus den Augen verloren.

  6. WTF!

    Wollte jetzt nicht jeden deiner letzten drei Einträge mit den gleichen drei Buchstaben kommentieren. Denn mehr fällt mir weder zu klauenden Praktikantinnen, zu wegen zwei Fürze ausrastenden Amis und erst recht nicht zu diesem "unmoralischen Angebot" ein.

  7. Ist das jetzt also der juristische Kniff, dass der Typ seine perversen Mails als Geschäftsgebahren verkauft?

  8. *fassungslos schau*

    Sowas TRAUT der sich?? Unglaublich. Ich könnt mich totlachen, wenns nicht so traurig wäre.

    Und da kriegt man ja echt Panik, obs nicht noch kranke Leute gibt, die nicht nur so TUN, als würden sie öffentliche Toiletten und Umkleiden in Schwimmbädern verwanzen, sondern es TUN…

    Martina

  9. Dass du das mit Humor nehmen kannst… du bist echt süß. Hollywood ruft – selten so gelacht.

    Der scheint wirklich aus der Spur gesprungen zu sein. Sonst kann so ein Verhalten nicht angehen.

  10. Hallo

    Ich würde solche Schreiben nicht veröffentlichen, im schlimmsten Fall macht der gute Mann jetzt die Rechte an seinem Wort geltend und schickt dir eine Abmahnung. Immerhin veröffentlichst du mit dieser Aktion seine "geniale Geschäftsidee", sowie "Interna" zu diesem Vorhaben. Ob sein Schriftverkehr nun über die nötige Schöpfungshöhe verfügt kann man streiten, ich würde es aber trotzdem nicht riskieren.

    MfG Jan

  11. @Bea: Ich bin nur eine bloggende Rollifahrerin…

    @Nina: Naja, ich glaube, die wollen ein wenig mehr sehen als nur das Kathetern. Aber egal, es käme auch für die 10fache Summe bei mir nicht in Frage. Soll ich ihm deine Kontaktdaten geben? 😉

    @S: Wäre es eine seriöse Firma mit einer echten Geschäftsidee, hätte man wohl vor Übermittlung des halben Drehbuchs (und bei dem Maßstab, den man bei einem durchschnittlichen Porno ansetzen muss, ist es ein halbes Drehbuch) mindestens einen Vertrag geschlossen, in dem Stillschweigen über die Geschäftsidee vereinbart worden wäre.

    @Anonym 23.02: Tu dir keinen Zwang an! 😉

    @Johanna: Lass es uns gemeinsam sagen! WTF! WTF! WTF! 🙂

    @Vio: Nein, das ist ein erneuter Versuch, mit mir ins Gespräch zu kommen. Weiter nix.

    @Martina: Ich denke, diese Spanner, die irgendwo Kameras aufhängen oder schnell unter der Kabinenwand festhalten, gibt es wirklich. Aber ich glaube auch, dass sie zu selten sind, um sich darüber ernsthaft einen Kopf machen oder paranoid werden zu müssen. Bei Behinderten-Kabinen handelt es sich zudem ja zum Glück meistens um einen separaten Raum, so dass ein kurzzeitiges Festhalten unter oder über einer Trennwand eher ausscheidet.

    @Jan: Danke für deinen Tipp, doch sowohl mein Anwalt wie auch Frank haben gemeint, dass in dieser Richtung nichts zu befürchten sei.

  12. Wie gut, dass ich gerade die letzten Löffel Suppe runtergeschluckt habe, sonst hätte ich sie über dem gesamten Laptop geprustet…

    Ob das genauso reizvoll gewesen wäre? Ich nehme das Geld aber auch gerne, ohne etwas dafür tun zu müssen.

    Selten so was krasses… blödes…. lustiges…. bescheuertes gelesen…

    Jetzt brauch ich nen Tatü!

  13. @ 00:53

    Das Versmaß ist doof. "Ich bin ein Star, holt mich vom Klo!" fände ich besser. T-Shirt anybody?

  14. Es ist doch immer wieder eratunlich, amüsant, zugegeben manchmal auch nur befremdlich, welch breite Varietät die Spezies Mensch doch annehmen kann.

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