Vier Jahre lang

Zurück von einem Trainingswochenende, musste ich mir vorhin unbedingt noch etwas zu essen holen. Normalerweise würde ich es abends nicht essen, denn es ist doch etwas hinderlich beim Einschlafen. Es musste aber sein. So bin ich alleine los am späten Abend zur U-Bahn-Station „Wandsbek Gartenstadt“, habe mich dort in den leichten Sommerregen gestellt und ein sehr leckeres Gyrosbaguette ins System geworfen.

Anschließend habe ich noch bestimmt zwanzig Minuten lang ins Leere gestarrt. Der leichte Regen bei einsetzender Dunkelheit war ganz gut, damit mich keine vorbei gehenden Leute ansprechen, warum mir ein paar Krokodiltränen über das Gesicht gekullert sind. Nein, der Heli startet bei Dunkelheit nicht mehr. Und ob „meine“ Notärztin heute Dienst hatte, weiß ich auch nicht.

Egal. Vier Jahre ist es her. Es geht mir gut, ich halte mich für körperlich fit und für seelisch recht stabil. Aber dieses Gyrosbaguette muss sein. Alleine. Mit einem kleinen Heulanfall, mit einem Kopf voller ungeordneter Gedanken und mit dem Wunsch, vor morgen früh niemanden mehr sehen oder hören zu müssen. Gute Nacht.

10 Gedanken zu „Vier Jahre lang

  1. Alles was war, was wird und was ist. Alles. Manchmal ist das so, dann ist man irgendwo alleine und nur mit sich. Das ist aber wichtig, mal kurz innezuhalten.

    Danke für alle Einblicke und das teilhaben lassen. Kopf hoch, Nase in den Wind. Das Leben ist schön, so oder so!

    "Ich stehe hier an unserm alten Strand, dabei fällt mir auf, das ich glücklich bin, mit jedem Schritt von damals bis hier, mit allem was geblieben und kaputtgegangen ist"

  2. Hallo Jule,

    es ist doch vollkommen okay, dass Du in diesem Moment für Dich alleine sein wolltest. Es gibt immer mal traurige Momente die man gerne alleine verbringen möchte, auch wenn man sehr gute Freunde hat, die immer da sind.
    Ich kenne diese selbst ganz gut. Sofern dieses okay ist, fühl Dich einfach mal gedrückt von mir.

    Auch wenn das Gyrosbaguette Zutaten hat, die nicht so optimal sind, heißt es doch nicht, dass Du komplett drauf verzichten musst. Ich hoffe es hat geschmeckt.

    Nun ja, ich möchte abschließen noch etwas Positives los werden. Ich bin der Meinung, dass Du Dich sehr positiv in der Zeit entwickelt hast, insbesondere was die Reife angeht. Zumindest vom Anfang des Blogs bis jetzt.

    LG
    Dennis

  3. Dieser Abend hat nur Dir gehoert. Danke, dass Du ihn trotzdem mit uns geteilt hast. Wie immer findest Du genau die richtigen Worte, uns an Deinem Leben teilnehmen zu lassen, obwohl wohl kaum jemand, und schon gar kein Fussgaenger, sich richtig vorstellen kann, was in diesem Augenblick in Deinem Kopf und Deinem Herzen vor sich gegangen sein muss. Aber Deine Worte schildern in eindrucksvoller Weise, was in Dir vorgegangen ist. Ich weiss nicht, wie Du es immer schaffst, Deine Leser so komplett in eine Situation hineinzuziehen und sie miterleben zu lassen. Inklusive dem Gyrosbaguette.

  4. Hallo Jule,

    natürlich blickt man an solchen Tagen auch mal zurück aber die letzten Jahre haben doch gezeigt deine Zukunft wird sehr schön und bestimmt anders als ohne das Ereignis aber trotzdem gibt es keinen Grund ans alte Leben zu denken.

  5. Entweder hasst du mich jetzt oder ich kann deinen Tag aufhellen. Aber denk immer dran:
    "If you're feeling down, here's a picture of a shaved llama."

    🙂

  6. Der Unordnung der Gedanken scheint letztlich doch eine Ordnung, die eben auch stabilisiert, innezuwohnen.
    Möge das Baguette auch gemundet haben.

  7. huhu Jule!
    …ich kenne Deinen Block erst seit gestern… und lese und lese und lese.

    Bei diesem Posting war es wieder soweit.

    mir laufen die Tränen.
    Ich weiß nicht recht wieso…
    Aber du berühst mein Herz.

    Alles alles Gute wünsch ich Dir!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

18 − sechzehn =