Fremde Luft

Es gibt im Leben Situationen, in denen werden wichtige Entscheidungen getroffen, ohne dass Betroffene nach ihren Wünschen gefragt werden. Mein Unfall vor knapp sechs Jahren war so eine wichtige Entscheidung, zu der ich vorher keine Wünsche äußern konnte. Ich habe diese Entscheidung inzwischen akzeptiert und mache mir keine Gedanken mehr darüber, ob und wie ich sie rückgängig machen möchte und könnte.

Ich lege heute sehr großen Wert darauf, mein Leben selbst zu gestalten. Autonomie ist mir sehr, sehr wichtig.

Es wäre sicherlich falsch, anzunehmen, dass ich mit stärkerer Selbstbestimmung meinen Unfall verhindert hätte. Autonomie kann nicht vor Unfall, Unglück, Krankheit oder anderen Dingen, die sich niemand wünscht, schützen. Ferner lassen sich auch mit einem noch so selbst bestimmten Leben keine bereits bestehenden (körperlichen) Einschränkungen ausgleichen. Dem Irrglauben, dass das funktionieren könnte, sitzen gerade einige Sportkolleginnen und Sportkollegen auf, die Autonomie mit Unzuverlässigkeit, Egoismus und Illoyalität verwechseln und sich damit gerade zunehmend selbst isolieren.

Meine Mutter fühlt sich derzeit von ihren Nachbarn bedroht. Menschen in der Wohnung nebenan bestrahlen sie mit Mikrowellen, vergewaltigen sie permanent. Niemand hilft ihr, niemand beschützt sie. Dabei sind die Spuren, wie beispielsweise ein Sonnenbrand im Gesicht, offensichtlich. Dass der vermutlich eher von einem strahlenden Himmelskörper als von einer strahlenden Mikrowelle der Nachbarn ausgelöst wurde, beweist einmal mehr, dass derzeit alle gegen sie sind. Auch die eigene Tochter, denn die hält sich nach wie vor auf Distanz.

Sie unternimmt alles mögliche, um mit mir in Kontakt zu kommen. Das Sperren meiner Kreditkarten hat zwar nervige Folgen, aber die Bank hat sich entschuldigt, mir ein neues Kartendoppel per Kurier nach Hause geschickt und mich zum Essen eingeladen. Damit ist das (soweit es die Bank betrifft) für mich auch erledigt. Ich kann diese Entschuldigung annehmen. Nachdem ich mit meiner Mutter darüber aber nicht ins Gespräch kommen möchte, weder für eine Erklärung, für eine Aussprache, noch für eine Entschuldigung, triggert sie immer weiter.

Seit Tagen sitzt sie fast permanent vor meiner Haustür. Teilweise legt sie sich sogar quer vor unsere Hauseingangstür. Es ist einfach nur schrecklich und ich fühle mich total hilflos. Sie hat kein Geld, sie ist wegen ihres psychischen Gesundheitszustandes angeblich nicht haftfähig, eine Aufnahme in eine psychiatrische Klinik lehnt sie ab und zwangsweise geht das nur bei akuter Eigen- oder Fremdgefährdung. Dafür reicht aber nicht aus, ein bißchen vor einer Haustür rumzuliegen – zumindest reicht es nicht für länger als eine Nacht. Am Morgen, nachdem der sozialpsychiatrische Dienst sie hat einweisen lassen, war sie wieder da. Offiziell entlassen. Auch die Betreuerin kann oder möchte nicht viel machen. Jeder Mensch habe einen Anspruch auf Freiheit, auch der psychisch kranke. Sie war lange Zeit in der Psychiatrie, man habe alles für sie getan, was getan werden könne. Nur weil sie nervt, könne man sie nicht wegsperren.

Vielleicht muss ich lernen, die Autonomie, die ich für mich einfordere, auch meiner Mutter zuzugestehen.

Sofie hat lange mit ihr gesprochen, ohne an ihrem Verhalten irgendwas beeinflussen zu können. Sofie sagt, meine Mutter sei schwer krank und gehöre eigentlich in eine Klinik. Maries Mutter hat sie auch vor meiner Haustür besucht, ihr hat sie nach drei Minuten in die Hand gebissen und sie an den Haaren gezogen. Da Maries Mutter Kampfsport macht, war das -zum Glück- ein ungleicher und daher sehr kurzer Kampf. Meine Mutter erzählte anschließend der Polizei, sie hätte eine Graffitti-Sprayerin in die Flucht geschlagen, die ihr den Ehemann ausspannen (!) und außerdem die Mauersteine, auf denen sie gerade sitzt, mit giftigen Substanzen auflösen wollte. Die Polizei hat sie nach Hause gefahren, nach zwei Stunden saß sie mit einer Thermoskanne auf der Bank gegenüber.

Sie ist auch bereits mehrmals auf dem Unigelände aufgetaucht, nur hat sie dort bisher noch kein Theater gemacht. Außer dass sie eine Mitarbeiterin in der Verwaltung permanent anruft und ihr auf den Keks geht. Ich habe noch immer keinen Praktikumsplatz. Ich weiß auch nicht, wo ich mich bewerben soll, denn sie wird mich auch dort finden und dann möglicherweise da auf Station oder in der Ambulanz oder wo auch immer man mich einsetzen wird, auftauchen. Das geht nicht. Auch beim Sport brauche ich mich im Moment nicht blicken lassen, denn auch dort taucht sie auf. Ich bin mir manchmal, ehrlich gesagt, nicht sicher, ob sie diesen Unsinn, Nachbarn würden sie bestrahlen, wirklich glaubt, oder ob das nur vorgespielt ist, um nicht bestraft werden zu können. Ich bin kein Psychiater, aber ich finde es auffallend, welchen Stuss sie einerseits erzählt; andererseits überzeugt sie Menschen davon, Kreditkarten zu sperren und findet sich überall in Hamburg zurecht und kann sich genau merken, wann sie mich wo treffen könnte. Lange genug war sie ja in der Klinik, um sich abzugucken, wie andere Leute mit anderen Krankheiten so drauf sind…

Maries Mutter setzt sich derzeit mit meinem Einverständnis oder vielmehr auf meine Bitte dafür ein, dass ich die Uni wechseln kann. Alle, die im Moment berechtigterweise in meiner Nähe sind, finden die Idee recht gut, für zwei oder drei Semester etwas weiter weg zu studieren. Ob das klappen kann, klärt sich am Montag. Und Marie, lieb wie sie ist, sagt: „Wenn das klappen sollte, komme ich zum nächsten Semester nach. Dann bist du da nicht ganz alleine und jede Medizinstudentin sollte auch mal für ein paar Semester fremde Luft schnuppern.“

41 Gedanken zu „Fremde Luft

  1. Mir kommen beim Lesen gerade die Tränen.
    Es ist doch unglaublich, mit was diese Frau durchkommt.

    Dass sie krank ist, zählt an diesem Punkt für mich einfach nicht mehr. Vielleicht kann sie nichts dafür, aber wenn es schon so weit ist, dass du die Uni wechseln und in eine andere Stadt (!!!) ziehen musst, um Ruhe zu haben, dann stimmt doch was im System nicht.

    Irgendwo hört die persönliche Freiheit eines Menschen auf – und zwar da, wo die eines anderen (in dem Fall deine) dermaßen eingeschränkt wird.

  2. Das klingt aber nach übertrieben – oder besser resigniert – viel Verständnis für deine Mutter. Wie lange meinst du wirst du das aushalten? Kein Praktikumsplatz, kein Sport (immerhin einer deiner Hauptlebensmittelpunkte), Uni wechseln etc etc etc …

    Wende dich an eine Stalking- oder an eine andere Opferberatungsstelle. Und wenn die dir keine Hilfe anbieten können, geh damit an die Öffentlichkeit, wende dich z.B. an eine Zeitung oder ans Fernsehen.

    Alles Gute

    Loxia

  3. Moin,

    Das hat sie ja ganz geschickt eingefädelt… für den Knast zu Irre, aber für die Klapse zu gesund. Hast du keine andere (natürlich legale) Möglichkeit, sie dir vom Leib zu halten?

    Mir ist klar, dass du hier ungern Details nennen wirst, aber was bedeutet denn: "etwas weiter weg"?

    Noch Nordeutschland, Süddeutschland oder sogar schon ins Ausland?

    Wo auch immer es dich da hinverschlägt, ich hoffe dass du da dann deine Ruhe und deinen Spaß hast!

  4. Mir fehlen die Worte. Ich kenne mich viel zu wenig mit psychischen Erkrankungen aus, um dir jetzt einen Rat zu geben, aber ich wünsche di viel Kraft, um das duchzustehen.

    Was den möglichen Uniwechsel angeht: Sieh's positiv! Nach einem Wechsel meinerseits kann ich dir sagen, dass das eine wirklich gute Erfahrung sein kann. Mir persönlich hat es viel gebracht.
    Mach dich aber auf einen ziemlichen Aufwand gefasst, was sie Anerkennung deiner Kurse angeht. Wegen der ganzen kleinkarierten Vorschriften kann es auch sein, dass du einiges wiederholen musst.

  5. Das kann doch alles nicht wahr sein. Es muß doch irgendwelche Möglichkeiten geben, deine Mutter in die Klinik einweisen zu lassen oder zumindest ins Gefängnis zu bekommen. Greifen denn die Stalkinggesetze nicht psychisch kranken?

    Also ich halte es für gut möglich, daß jemand mit einer Psychose (und die hat Deine Mutter offensichtlich) trotzdem teile seines Lebens sehr gut auf die Reihe bekommt. Ich habe solche Leute selber erlebt.

    Ich finde es unheimlich schade, daß Du da aus Deinem gewohnten Umfeld gerissen wirst. Das kann doch nicht die Lösung sein. Die Frau muß irgendwie weg…nur wie.

    GLG Björn

  6. Sich an das Fernsehn oder eine Zeitung zu wenden, ist wohl kaum eine Lösung. Aber ich finde die Idee mit der Opferschutzorganisation nicht schlecht. Versuch es bitte mal beim Weissen Ring! Bitte!

    GLG Björn

  7. Oh. Mein. Gott.
    Tut mir Leid, wenn ich das so sage, aber die hat doch ne Vollklatsche, oder?

    Ich bin auf dem Gebiet vollkommener Laie, aber das ist doch schon übelstes Stalking, du fühlst Dich eingeschränkt und bedroht, und die Polizei macht nichts?

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und dass Du diese Zeit schnell überstehst – hoffentlich auch ohne einen Wechsel in eine andere Stadt.

  8. Da kommt man hier vorbei um zu gucken, ob es evtl. schon Antworten auf die Frageaktion gibt, stattdessen gibt es schlechte Nachrichten bezüglich deiner Mutter.

    Egal wo du hingehst, du machst das schon. Es gibt auch andere schöne Ecken in Deutschland (und außerhalb auch), auch wenn der "Verlust" deiner Freunde (zumindest im Alltag) schon hart ist.

    Mein Mitgefühl hast du.

  9. Hach ja, die Bordis.
    Immer das selbe mit denen – total verrückt!
    Da kann man nichts machen.
    Muss selbst mit welchen leben, nicht nur mit mir.
    Vielleicht kannst du auf die 5-20%ige Suizidrate hoffen.

  10. Heyho,

    Ich wünsch dir Kraft und Durchhaltevermögen und drück dir die Daumen, dass der Wechsel klappt oder sich für dich sonst eine Chance ergibt, die das ganze für dich zu einem positivem Ende führt. So ein Umzug ist ne schwere Sache aber wenn man offen für neues ist, dann ergeben sich aus den Anstrengendsten Dingen oft die besten Chancen auf was neues.

    Leipzig und Dresden sollen ja auch sehr schöne Städte sein… 😉

  11. Ach Mensch, so ein Scheiß!

    Kannst du nicht so eine Verfügung erreichen, dass sie sich dir nicht nähern darf? Oder hast du das schon?

    Ich drücke dir mal fest die Daumen für den Uniwechsel. Das ist zwar alles irgendwie doof aber ich habe auch Hoffnung, dass sie dir nicht nachreist.

    Gibts eigentlich besonders Rollifreundliche Unistädte?

  12. Hallo Jule!

    Tut mir schrecklich leid das zu hören. Gibt es nicht eine Verfügung, dass sie Abstand halten muss? Warum ist sie nicht haftfähig. Gibt es in Deutschland keine Anstalten für geistig abnorme Rechtsbrecher? Ich weiss nur, dass bei Euch die Irren noch mehr Rechte haben, als in Österreich.
    Was sagt Frank dazu? Kann man sie nicht Anzeigen und Klagen zudecken? Das dauert zwar lange, nur wenn ausreichend Verwaltungsstrafen anhäuft, und diese nicht zahlen kann, dann wandert sie auch in den Bau.Wenn sie sich dort auch so aufführt, dann hast Du gute Chancen, dass sie wieder für eine Zeit in der Geschlossen verschwindet. Leider aber wirst Du das Problem nie los sein.

    Liebe Grüße

    Andreas

  13. Ich habe selbst mehrere Fälle mit psychisch kranken Leuten erlebt. Ich kann dir sagen, dass die Dinge die sie erlebt, die Vergewaltigung, die Bestrahlung mit Mikrowellen durch die Nachbarn und der ganze andere kram in ihrer Welt tatsächlich passieren. Auf andere Menschen wirken diese psychisch kranken im ersten Moment völlig normal und deshalb wundert mich auch nicht, dass sie mit der Geschichte bei deiner Bank durch bekommen ist. In ihrer Welt passieren diese Dinge und deshalb wirken ihre Erzählungen im ersten Moment sehr realistisch.

    Das ist natürlich für deine Situation unbefriedigend und die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist der Versuch sie in eine Therapie zu bringen. Bei ihrem zustand vermute ich, wird sie ihr leben lang mit Psychopharmaka behandelt werden müssen.

    Du solltest in Erwägung ziehen, Psychologie in dein Studium mit aufzunehmen. Vielleicht gibt dir das Werkzeuge in die Hand, mit denen du die Situation mit deiner Mutter besser über stehen kannst.

  14. Die Resignation in Deinen Zeilen springt einen förmlich an. Sie ist zwar völlig verständlich – passt aber trotzdem nicht zu Dir.

    An mehr als einer Uni Medizin zu studieren gehört ja eigentlich zum guten Ton. Aber die Begleiterscheinungen gefallen mir überhaupt nicht:

    – Du bist auf eine gewisse Infrastruktur (=behindertenfreie Wohnung, Barrierefreie ÖPNV, etc.) angewiesen. Das gibt es natürlich auch woanders, aber nicht überall. In HH weißt Du, welche U-Bahn – Station barrierefrei ist und welche nicht, in welchem Supermarkt Du in der Kasse steckenbleiben würdest, …. Alleine, sich das alles wieder erarbeiten zu müssen, stelle ich mir echt nervig vor. Auch habe ich den Eindruck gewonnen, dass in Hamburg einiges besser funktioniert als anderswo. Hier interessiert es buchstäblich keine Sau, ob jemand auf einem gekennzeichneten Parkplatz steht.

    – Andere Studis, die die Stadt wechseln, haben meistens eine funktionierende Familie. Du hast Dir Deine neue Familie sozusagen geformt und ich wünsche Dir, dass das alles ausreichend stabil ist. Nachdem ich mal sehr weit weg gezogen war, bin ich zu dem Schluß gekommen, das die Distanz ein Lackmustest ist, wem man wirklich was bedeutet. Aus den Augen bedeutet zwar nicht aus dem Sinn, aber ein Teil des täglichen Lebens ist man leider auch nicht mehr. Das muss man abkönnen – ich persönlich habe darunter gelitten wie ein Hund.

    – Wie lange würde Dir das was bringen? So krank sie sein mag, sie kann noch manipulativ sein. Falls ihr bekannt ist, dass Du Medizin studierst, wird sie es quer durch Deutschland an den entsprechenden Unis probieren (und die Bahn wird ein schweres Spiel haben, die fehlenden Tickets einzutreiben – kenne so einen Fall, der war auch nicht geschäftsfähig und ist quer durch Deutschland schwarz gefahren. Jahrelang, immer wieder). Sie wird ihre destruktive Energie rein setzen, Dich zu finden, und früher oder später wird sie wieder Erfolg haben. Dann die ganze Scheiße von vorne. Dann hast Du viel aufgegeben, aber nichts gewonnen.

    Ich tippe mal drauf, dass ich hier leicht reden habe. Du hast bestimmt schon Kontakt zu Anwälten, Opferschutz, sonst wem gehabt. Meine Laienvermutung ist, dass das jetzt leider eine Zeitlang so weiter geht, aber sie früher oder später dann doch wieder eingewiesen werden wird. Mir ist natürlich klar, dass das Warten darauf unerträglich und ggf. auch gefährlich sein könnte.

  15. Ich würde wahrscheinlich vieler der vorgenannten Ideen unterstützen, wenn ich nicht selbst wüsste, dass deine Mutter nichts dafür kann. Deine Mutter ist krank. Und leider sind deine genannten Punkte alles Dinge, die bei bestimmten psychischen Krankheiten ganz normal auftreten. Und auch wenn du es vielleicht noch etwas seltsam findest, dass sie einerseits normal ist, andererseits so durchdreht, so kann ich dir sagen, dass ich das zu gut kenne. Und zwar beruflich. Ich weiß, dass ich dir nun nicht wirklich Hoffnung mache, aber deine Flucht wird deine Mutter nicht daran hindern dich zu finden. Irgendeiner übersieht immer mal einen Sperrvermerk und egal wo du wohnen wirst, sie wird dich finden und wieder vor deiner Tür stehen. Sie ist krank. Sie kann das nicht beeinflussen. Du solltest in Hamburg bleiben. Gib nicht dein wunderbares Umfeld auf, um es deiner Mutter schwieriger zu machen. Du kannst auch dein Umfeld nicht davor schützen, das deine Mutter auftaucht. Du kannst dein Umfeld darüber aufklären, dass diese Person deine Mutter ist, zeige ihnen ggf. ein Bild und erkläre, dass sie krank ist. Auch wenn es schwierig ist, so solltest du versuchen, deine Mutter zu ignorieren. Das wird schwer werden, aber lass sie da rumlungern, lass sie rumpöbeln. Sie wird vielleicht irgendwann aufhören. Vielleicht aber auch nicht. Egal wo du wohnst. Psyhische Erkrankungen sind chronisch. Sie sind nur ab und an mal stärker oder schwächer ausgeprägt. Sie löst sich aber nicht in Luft auf. Und daher ist es auch vollkommen richtig, dass diene Mutter nicht haftfähig ist. Sie würde so in keiner Krankenstation aufgenommen werden. Und die Psychiatrie ist überfüllt. Daher wird sie auch nur bei Gefahr aufgenommen werden. Mein Kommentar war lang, es tut mir so verdammt leid für dich, aber wirf dein tolles Leben nicht weg, um woanders neu zu starten. Das würde dich schnell einsam machen. Mach dir keine Sorgen um einen Praktikumsplatz und deine Mutter. Wenn ein Krankenhaus kein Verständnis dafür hat, dass deine psychisch kranke Mutter evtl. auftauchen könnte, wer sollte es dann haben? Deine Persönlichkeit und deine Arbeit macht es nicht schlechter. Und das zählt! Ich wünsche dir alles Gute!

  16. Ich schon wieder. Diesmal mit einer Frage: Ist es keine Fremdgefährung, wenn man jemand anderen beißt? Oder von jemand anderem die psychische Gesundheit gefährdet?

    GLG Björn

  17. Hi Jule,

    die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo sie Andere in ihrer Freiheit einschränkt.
    Und was die Frau, die dich zufälligerweise zur Welt gebracht und aufgezogen hat (das Wort Mutter möchte ich angesichts ihres Verhaltens hier nicht verwenden) gerade verantaltet, schränkt dich in deiner Freiheit massiv ein.

    Es kann doch nicht sein, dass es keine Handhabe gegen diese Frau gibt!
    Und es kann doch nicht sein, dass du vor dieser Frau die Flucht ergreifen und dein bisheriges, schönes Leben aufgeben musst.
    Sie hat ja schon gezeigt, dass sie es immer wieder schafft, dich aufzuspüren und wieder zu terrorisieren. – Von daher wärest du wohl auch nach deiner Flucht vor ihr nicht sicher.

    Allein die Tatsache, dass sie Maries Mutter angegriffen hat, ist doch schon ein klares Zeichen dafür, dass sie eine Gefahr für andere darstellt.
    Es klingt vielleicht etwas seltsam: Aber wäre es nicht möglich, dass andere Leute (möglichst starke Leute, die sich gut wehren können) noch ein paar mal Kontakt mit ihr aufnehmen – in der Hoffnung, dass der eine oder andere weitere Angriff die zuständigen Stellen endlich davon überzeugt, dass sie eine massive Fremdgefährdung darstellt?
    Auch wenn ich eigentlich davon überzeugt bin, dass es auch ohne derartige Angriffe schon mehr als genügend Gründe gibt, um sie irgendwo einweisen zu lassen, oder hinter schwedische Gardinen zu bringen, wenn sie dir das Leben zur Hölle macht, muss man vielleicht etwas nachhelfen, um den zuständigen Stellen die Augen zu öffnen…

    Die letzten Reste meines Vertrauens in unsere Rechtsstaatlichkeit schwinden gerade jedenfalls rapide, wenn ich lesen muss, wie machtlos du dieser Frau gegenüber stehst.
    Von daher beleibt mir nicht mehr übrig, als dir viel Kraft zu wünschen, um irgendwie mit dieser Frau fertig zu werden.

    Gruß
    Banane

  18. Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, Deine Mutter aus dem Bereich Hamburg zu entfernen. Zwangsweiser Umzug in mind. 500km Entfernung oder so?
    Es widerspricht jeglicher Gerechtigkeit und Logik, dass DU dich aus Hamburg, von Deinem Studienplatz, Deinem Freudeskreis und Deiner Sportgruppe entfernen musst.

  19. Liebe Jule,
    noch eine andere Idee: Deine Mutter sucht Deine Nähe und Aufmerksamkeit. Was wäre wenn sie die kriegen würde, im Überfluss und bis sie von selbst wieder davonläuft. Natürlich ist das recht theoretisch und würde permantente professionelle Betreuung für Euch erfordern,. ABer nur so mal als Idee: Du Mutter kriegst was du willst. Aber soo konzentriert, dasst freiwillig verzichtest.

  20. Ich weiß nicht, ob es hilft, quasi vor deiner Mutter zu flüchten und dir damit von ihr dein Leben bestimmen zu lassen.
    Andererseits ist das vielleicht die einzige Möglichkeit, etwas Ruhe vor ihr zu haben.
    Vertrackte Situation.

    Mir fällt auch nicht viel mehr ein, als zu hoffen, dass dir etwas einfällt, mit dem du glücklich wirst.

  21. Als ich angefangen habe zu lesen, hatte ich noch eine Spur Mitgefuehl fuer Deine Mutter. Davon ist jetzt nichts mehr uebrig. Es tut mir sehr leid, dass sie scheinbar gerade jeden liebgewonnenen Bereich Deines Lebens zunichte macht, den Du Dir hart erarbeitet hast. Wegziehen? Schlimmer kann es eigentlich nicht kommen. Ich verstehe Deine Haltung, dass Du versuchst alles stoisch aufzunehmen und zu akzeptieren, was Du scheinbar nicht aendern kannst. Aber es kann doch nicht sein, dass die Frau hier einfach Dein ganzes Leben durcheinander bringen kann.

  22. Was für eine beschissene Situation. Ich kann mir vorstellen, wie unangenehm das für dich ist, dass deine Mutter überall Unruhe stiftet. Aber du bist ja rechtlich durch Frank bestens beraten, also gehe ich mal davon aus, dass ihr die hier vorgeschlagenen Maßnahmen gegen Stalking schon alle durchgekaut habt. Aber die Möglichkeiten sind da ja leider – soweit ich das mitbekommen habe – ziemlich begrenzt.

    Ich lese Deinen Blog schon sehr, sehr lange und das tut mir nun richtig mit weh, dass du Hamburg und vor allem deine Freunde so unfreiwillig verlassen musst. Heftig, dass Flucht die letzte Möglichkeit ist. Ich wünsche dir von Herzen, dass du eine tolle, neue Unistadt findest, in der du dich schnell einlebst.

  23. Ich würde jetzt so gerne "Lass dich von deiner Mutter nicht vertreiben" sagen… aber "Haha". Ja nee, is klar. Ich hab's ja auch über Jahre so toll geschafft, mich von meinem Vater nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Und der ist nur bekloppt, nicht völlig von der Rolle.

    Trotzdem ist Weglaufen keine Lösung. Wenn Sie will, dann findet sie dich trotzdem. Du wirst irgendwann ausversehen mit deinem Nachnamen auf der Webseite deiner neuen Uni landen (z.B. weil du einen Vortrag hälst, der offiziel angekündigt wird). Du wirst irgendwann einen Beruf haben, der mchen wird, dass man dich relativ leicht finden kann – sei es eine eigene Praxis oder eine Anstellung in einer Klinik (egal ob im Praktikum oder danach), auf deren Homepage du dann auftauchst. Es kann ja nicht die Lösung sein, dass du deinen Namen änderst.
    Zumal ich dir verspreche, dass dich selbst dann irgendwann irgendwer in die Pfanne haut, weil deine Mutter ihm hoch und heilig schwört, sie sei nicht mehr krank und möchte sich bei dir entschuldigen… sei es eine deiner Schwestern oder eine Tante, Sportkollegin oder sonstwer. Dein Leben lang vor ihr wegzulaufen ist eine Lösung aber auf Dauer sicherlich eine, die dich nicht glücklich machen wird.

    Das Praktikum an einem anderen Ort zu planen,um mal kurzfristig aus der Situation rauszukommen… okay. Aber auch das hieße ja für dich, du müsstest dich in einer anderen Stadt zumindest übergangsweise um eine adäquate Unterbringung kümmern, das kann ja durchaus schwierig sein. (Eine Freundin konnte deswegen einen Job 500km weit weg nicht antreten, weil sich auf Teufel komm raus keine rollstuhlgerechte Wohnung finden ließ trotz fünf monatiger Suche, so dass sie zum Ende der Probezeit gekündigt hat)

    Aber dich selbst mal für eine Weile rausziehen (du wirst übrigens trotzdem Sorge haben, sie könnte anrufen, vor der Tür stehen, deine Karten sperren oder an deinem Arbeitsplatz auftauchen… das mulmige Gefühl im Magen geht so einfach nicht weg) wäre vielleicht wirklich eine gute Idee. Zum Runterkommen. Um Abstand zu gewinnen.

    Ihr habt doch einen Gerichtsbeschluss mit Kontaktverbot, wenn ich das richtig verstanden habe? Gibt es da keine Möglichkeit, dass konsequent durchzusetzen? Im Zweife, indem du jedes Mal die Polizei rufst, wenn sie vor deiner Tür hockt? Und… warum ist es keine Fremdgefährdung, wenn sie Maries Mutter beißt? Nur weil die sich zu wehren weiß, kann doch wohl trotzdem niemand durch die Gegend laufen und fremde Menschen beißen.

  24. Hast du dir einmal – jetzt wirklich ohne Quatsch – überlegt, ob du dir einen Bodyguard anschaffst? Nicht für lange, vielleicht 1-2 Monate, bis deine Mutter akzeptiert hat, dass es so einfach nicht klappt.

    Besagter Personenschützer könnte sich instantan bei auftauchen deiner Parentalgeneration darum kümmern, dass sie Abstand von dir hält, und dich bei deinen Aktivitäten nicht stört. Er könnte auch dafür sorgen, dass sie nicht vor deiner Tür herum lungert bzw. dir den ganzen Ärger vom Hals halten.
    Klar, das kostet ein bisschen Geld, aber für 1-2 Monate wäre das sicherlich erträglich, und würde deine Gemütslage eventuell stark verbessern.

    Viel Erfolg auf jeden Fall, so mancher von uns hat mit seiner Mutter (oder seinem Vater) wirklich ein Kreuz zu tragen…

  25. Eine etwas schräge Idee,die folgt:

    Wenn Bestrafen für Kontaktaufnahme deine Mutter nicht abschreckt, vielleicht lässt sich ihre Kontaktfreudigkeit eindämmen, wenn sie fürs Dich in Ruhe lassen belohnt wird.
    Deine Mutter hat kein Geld. Lass sie sich doch etwas verdienen: Für jeden Tag, an dem sie sich NICHT bei Dir zeigt oder in Deinem Umfeld auftaucht oder Leute in deinem Umfeld kontaktiert, krieg sie Fünf Euro. Abgerechnet und gezahlt wird am Monatsende.
    Vielleicht würde sie das von Dir fernhalten?

  26. Hallo Jule,

    beim Lesen Deines Blogs habe ich mir bereits einmal vorgestellt, die Aktivitäten Deiner Mutter würden sich einfach gegen die "Crash-Oma" statt gegen Dich richten.
    Ich empfand diesen Gedanken spontan als gerecht, irgendwie als wünschenswert, obwohl er natürlich einer etwas genaueren Analyse nicht standhalten kann.

    Die Wirklichkeit ist anders.

    Wie viele Leser bin ich bestürzt, ob der nichtendenwollenden Sorgen, Probleme und Dramen, die Dich belasten.

    Um so mehr bin ich beeindruckt von Deinem Umgang damit – zumindest hier im Blog. Ich finde den Gedanken, Deiner Mutter die Autonomie zuzugestehen, die Du für Dich einforderst, unglaublich gut. Nicht weil ich irgendeine Sympathie oder auch nur Verständnis für Deine Mutter aufbrächte – dafür lese ich Deinen Blog zu lange – sondern weil ich persönlich glaube, dass dieser Gedanke Dich langfristig versöhnen kann mit der Welt, wie sie eben ist, und auch Deinen eventuellen Wechsel an eine andere Universität nicht als "Resignation", "Niederlage" oder "Flucht" erscheinen lassen wird sondern als folgerichtige und zukunftsgerichtete Handlung auf einem Weg zu weiterer Reife und Entwicklung.

    Ich freue mich auch immer wieder beim Lesen über Dein immer wieder erkennbares Balancehalten zwischen engagiertem Kampf für Verbesserungen oder gegen Ungerechtigkeiten und dem Ausgleichen, Deinem pragmatischen Realitätssinn und Deinem Weitblick.

    Mögest Dir diese Art erhalten bleiben. Ich schreibe dies, weil ich Dich darin gerne – und gerade angesichts der scheusslichen Situation – weiter bestärken möchte.

    Auch sonst nur alles Gute.

    Liebe Grüße

    Jan

  27. manchmal spielt man mit dem Leben. Manchmal kann man selbst gestalten. Manchmal sogar grosse Entscheidungen selber treffen.
    Ich hasse es jedes mal, wenn es anders rum geht. Wenn man nicht mehr gestaltet sondern nur reagieren kann. Auf Business deutsch nicht im "driver seat" sitzt. Wenn das Leben mit einem spielt, wenn man nur noch versucht die Nase über der Wasserlinie zu halten und mehr nicht drin ist. Das sind trotzdem die Zeiten im Leben, die mich mehr geformt haben als der ganze Rest. Wer weiss wofür es gut ist?
    Wer kannDir helfen damit umzugehen- ohne, dass Du hinterher irgendwas bereuen musst getan oder gelassen zu haben?

  28. Uh,
    ich habe ja schon bei der Tankstellen-Geschichte gedacht "Na, das werden doch nicht wieder die Eltern sein?". Irgendwie erinnerte mich das an die Geschichte mit deinem Führerschein, der glaube ich ja mal von deinem Vater "zurückgezogen" wurde (mal so überspitzt formuliert).

    Das Problem, dass du gerade hast, ist nicht deine Mutter. Es sind die Probleme, die sie verursacht bzw. anstößt. Da wird weder Haft noch Psychiatrie helfen – das wäre eh meist nur zeitlich begrenzt und sie würde danach sicher fortfahren, ähnliche Probleme zu bereiten. Wenn denn überhaupt ein Richter für dich entsprechendes Verständnis aufbringt, das ich mir gerade nicht vorstellen kann. Es wird eher das Verständnis für deine Mutter da sein – schließlich ist sie ja deine Mutter.

    Ergo bleibt dir nur, ihr Interesse auf etwas anderes zu lenken, für das sie ihre Energien aufwendet. Oder es so hinzubekommen, dass sie zumindest kein Interesse mehr hat, dir solcherlei Probleme zu bereiten. Das wird sicher ncith einfach sein, da eine entsprechende Lösung zu finden – mir fällt momentan jedenfalls nichts Gescheites dazu ein.

    Dein Umfeld aufzugeben – auch wenn es nur temporär ist – nur aus diesem Grunde halte ich für verfehlt. Nichts gegen einen Orts- oder Uniwechsel – aber das sollte von dir selbst aus freien Stücken geschehen und nicht unter diesem Zwang. Denn dadurch wirst du nicht glücklicher.

    Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Suche nach einer guten Lösung. Und verkauf endlich deinen Magneten!

  29. Die Bodyguard Idee hatte ich auch, und verwarf sie, zu teuer, zu unrealistisch. Auf der anderen Seite sollte Deine Mutter den security Mann angreifen, dann hat sie gute Chancen um Knast zu landen.

    Andreas

  30. Ich möchte dir eigentlich nur sagen,
    pass bitte auf dich auf,wer weiß was in ihrem Kopf so vorgeht,sie ist dir körperlich überlegen.
    Möchte wirklich nicht den Teufel an die Wand malen,
    aber leider gibt es nur zu viele Beispiele wo es hieß,wir können nichts machen so lange ein keine Übergriffe gibt,dann war es aber oft schon zu spät.

  31. Ich habe das jetzt alles nochmal sacken lassen und mir alle Kommentare hier durchgelesen. Wenn Dir der Rechtsstaat hier nicht weiterhelfen kann, dann glaube ich nicht, daß Du vor Deiner Mutter "davonlaufen" kannst.

    Ich glaube Du mußt Dich wohl oder übel mit Deiner Mutter arrangieren. Das geht meiner Meinung nach am Besten, wenn Du agierst und nicht reagierst. Sie wir sicherlich nicht auf Geld reagieren – das wurde hier ja auch schon vorgeschalgen. Halte ich für wenig zielführend.

    Tatsache ist, daß sie umbedingt in psychiatrische Behandlung gehört. Wäre es für Dich denkbar, daß Du ihr einen begrenzten Kontakt gewährst wenn sie sich im Gegenzug in Behandlung begibt? Frei nach dem Prinzip: Zuckerbrot und Peitsche.

    Da muß dann auch der sozialpsychiatrische Dienst eingebunden werden. Und wenn sie einen begrenzten Kontakt zu Dir hat, dann hat sie ja auch wieder etwas zu verlieren.

    Wer weiß ob das damals (also ihr Verhalten nach Deinem Unfall) nicht alles schon Vorboten der Krankheit waren die sie jetzt hat. Stichwort: Negativ-Symptomatik einer Schizophrenie. Ich bin da aber absolut kein Experte. Vielleicht hilft Dir das den Kontakt zuzulassen – natürlich nur in engen Grenzen und so, daß Du Dich sicher fühlst.

    LG Björn

  32. Das ist wirklich harter Tobak. Ich weiss nicht, ob "weglaufen" in dem Fall die Lösung ist. Was willst du machen, wenn Sie irgendwie deinen neuen Studienort rausbekommt und dann dort vor deiner Tür steht, wieder umziehen?

    Ich weiss, das ist von meiner Warte aus leicht gesagt, aber überlege mal ob es wirklich die Lösung für dieses Problem ist. Mit etwas Pech, stehst du in 24 Monaten vor der gleiche Situation und packst dann wieder deine Klamotten zusammen und machst woanders einen Neuanfang. Das kann es doch wirklich nicht sein.

    Ich würde noch einmal mit allen beteiligten stellen reden, und auch versuchen über die rechtliche Schiene etwas zu machen. Ein Umzug sollte eigentlich die Ultima Ratio sein.

    Ich wünsche dir alle Kraft der Welt und alles Gute!

    LG Andreas

  33. Puh, saublöde Sache.

    Ne Menge guter Tipps und Kommentare hier. Was du machst, musst du natürlich selber entscheiden. Da habe ich aber ein gutes Gefühl, du machst ziemlich oft das Richtige 😉
    "Don't panic" sagt der Hitchhiker's Guide… Ich drück Dir die Daumen, es wird schon werden!

    Falls es vorübergehend eine andere Uni sein soll, wäre ein Erasmus-Aufenthalt im Ausland eine Möglichkeit? Das braucht normalerweise eine Weile Vorlaufzeit, aber vielleicht ergibt sich ja doch was? Bei Erasmus werden die Kurse leicht anerkannt, und es kostet keine Studiengebühren. Meine 2 Erasmus-Semester waren das beste an meinem Studium! Aber ich bin halt auch Fußgänger, und war komplett freiwillig im Ausland.

    Es gibt glaube ich auch ein EU-Programm für Praktika im Ausland.

  34. Auch wenn ich damit nicht den Tenor der übrigen Kommentare treffe, aber: Auch wenn deine Situation mehr als bescheiden ist – deine Mutter ist psychisch krank. Sie kann nichts für ihr Verhalten und irgendwie tut sie mir auch leid. Ja, auch wenn sie dein Leben zur Hölle macht. Schade ist, dass sie sich nicht helfen lassen will. Ich wünsche dir, dass ihr beide einen Weg findet, miteinander klarzukommen.

    Alles Liebe
    Stella (deren Mutter unter Depressionen + paranoider Shizophrenie leidet)

  35. Hallo Jule,

    also ich finde die Geschichte von Dir und Deinen Eltern und den Umgang den ihr miteinander pflegt in erster Linie einfach nur traurig! Es sind doch Deine Eltern – andere wirst Du im Leben nicht mehr bekommen und irgendwann müssen Sie Dich doch auch einmal ziemlich gerne gehabt haben. Ich verstehe überhaupt nicht, dass und wie sich eine Beziehung zu den eigenen Eltern dermassen verschlechtern und dermassen schwierig gestalten Kann.

    OK, soviel zu meinem Unverständnis. Was ich mir nur bei der ganzen Geschichte auch denke ist, dass eine "Flucht" Deiner Mutter zuviel Macht einräumt. D.h. Wenn Du gerne einmal eine Zeit lang woanders studieren möchtest um neue Erfahrungen zu sammeln und neue Menschen kennenzulernen etc., dann solltest Du das tun – aber nicht als "Flucht" vor Deiner "verrückten" Mutter. Das würde diese, so wie sie "drauf" zu sein scheint nur weiter "anstacheln" und die Situation weiter zur Eskalation bringen. Was ihr braucht ist eine Deeskalation – wobei ich auch nicht so genau weiß wie diese aussehen könnte.

    Ein vorheriger Kommentator hat etwas ganz gescheites geschrieben – nämlich dass Du Dich über kurz oder lang wohl irgendwie mit Deiner Mutter arangieren solltest. Das finde ich auch!

    Gewähre ihr halt – wenn ihr das so wichtig ist einen selektiven sozusagen "zensierten" Einblick in Dein Leben, z.B. indem ihr Euch einmal in 6 Wochen oder so für 1 Stunde im Kaffeehaus verabredet (nur so ein Vorschlag). Vielleicht reicht ihr das ja schon dass sie sich wichtig und ernstgenommen fühlt und Dich in der restlichen Zeit in Ruhe lässt.

    Habt ihr es mal mit einer professionellen Mediation versucht – Du und Deine Eltern?

    Gegenseitiges Klagen mit Anwälten herumagieren, fliehen in eine andere Stadt … Das sind doch alles destruktive Aktionen, die nur zu weiteren Verletzungen beiderseits führen und die Eskalation vorantreiben.

  36. Hallo,

    ich schreibe mal aus der Sicht von jemanden, der das alles bereits seit Jahren mitmacht. Meine Mutter war allein erziehend und hatte bereits in meinen Kindertagen Psychosen. Diese brachten dann immer wieder Aussagen wie "Der Nachbar schleicht um das Haus und späht uns aus" zutage. Als Kind noch halbwegs spaßig änderte sich das mit fortgeschrittenem Alter. Es wurde dann so schlimm, dass weder meine Brüder noch ich mit ihr zusammenleben konnten und bereits minderjährig wegzogen. Das machte die Sache dann jedoch noch schlimmer, da sie jetzt anfing uns in ihre Psychosen einzubeziehen. Interessanterweise scheint sie es besonders auf mich abgesehen zu haben. Telefonterror mit bis zu 200 Anrufen am Tag (die geänderten Nummern wurden ihr gütigerweise von ihren jeweiligen Sozialarbeitern gegeben – trotz meiner ausdrücklich anderweitigen Anweisung). Dazu Anrufe verscheidenster Behörden, die mich baten meine Mutter von den unmöglichsten Orten abzuholen. Eine Zwangseinweisung durch den psychologischen Notdienst ist nicht vorgesehen, wenn jemand im Kaufhaus Mitarbeiter anschreit und Sachen um sich wirft, weil der Besitzer des Kaufhauses ein Spion ist. Ich habe mein Studium beenden können und eine Arbeit als Entwicklungsingenieur angetreten und durfte bereits nach zwei Wochen in der Firma erklären, warum ich mitten an einem Arbeitstag quer durch Deutschland fahren muss um meine Mutter wieder nach Hause zu bringen. Mittlerweile habe ich ein Urlaubskontingent nur für genau solche Fälle. Wohlgemerkt, ich und meine Brüder teilen uns solche Einsätze, sonst würde wohl keiner von uns noch eine Arbeitsstelle haben. Ein darauf folgender Klinikaufenthalt ist übrigens bereits nach spätestens 2 Tagen zu ende, denn dann entlässt sie sich selbst. Die bisher betreuenden Psychologen hielten es auch auf direkte Hinweise darauf nicht für nötig sich unsere Versionen ihrer Geschichten anzuhören und finden, es sei alles nicht so schlimm wie wir das immer darstellen. Insgesamt ist die Situation mit psychischen Störungen umzugehen extrem schwierig, da das ein extremes Tabuthema ist und jeder sofort peinlich berührt.
    Vielleicht ein Tipp für dich; Wenn ich wieder einmal in der Situation bin, in der ich vor ihr stehe und sie mich aufs äußerste beschimpft und mir Dinge an den Kopf wirft die schlich und ergreifend so nicht geschehen sind, versuche ich mir immer vorzustellen, wie sie in der Zeiten ist, in denen sie nicht mit ihren Psychosen zu kämpfen hat. Dann ist sie ein anderer Mensch.

    Grüße

  37. @Sabine K.

    Du scheinst Opfer und Täter zu verwechseln. Leider eine zu oft getätigter Irrtum, der auf irgendeiner verkorksten Philosophie fusst, und die Opfer ohnmächtig macht, und den Psychopathen zu viel Freiraum lässt.

    Andreas

  38. @ Anonymer Andreas

    Was soll diese persönliche Beleidigung??? Von wegen "verkorkste Philosophie"…?

    Natürlich kenne ich den Unterschied zwischen "Täter" und "Opfer". Bloss in so einem Konflikt gibt es halt wie im Krieg auch auf beiden Seiten Täter und Opfer. Soll heissen wechselseitige Verletzungen die den Konflikt weiter anheizen – und diese Eskalationsspirale gilt es zu durchbrechen. Das ist doch "im Kleinen" gar nichts Anderes als die Situation in der Ukraine. Dort wie da gibt es keine/n NUR guten und keine/n NUR bösen Menschen. Also Adreas: Ich rate Ihnen dringend etwas Selbskritik zu üben und mich mit persönlichen Angriffen zu verschonen – die habe ich nämlich nicht verdient. So beleidigend wie Sie reagieren ansonsten nämlich nur die von Ihnen offenbar gerne nach aussen projizierten "Psychopathen".

    Habe gottseidank noch andere Beschäftigungen als das Internet – und diesen Beitrag deshalb soeben erst gelesen.

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