Gene und so

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Warum es so lange nichts neues zu lesen gab von mir? Kann ich ganz einfach beantworten. Ich habe eine Zeitlang offline geschrieben (daher ist es nicht ganz richtig, dass es nichts neues gibt, es war nur noch nicht zu sehen), weil mir „online“ auf den Wecker ging. Nicht wegen der vielen freundlichen Leserinnen und Leser, die gerne an meinem Leben teilnehmen. Sondern wegen eines einzelnen Spinners, der zu jedem meiner Postings Dutzende Kommentare verfasst hatte, die alle in eine Richtung gingen, die ich hier nicht lesen wollte. Leider von unterschiedlichen Rechnern. Und leider in eine ähnliche Richtung, die auch kürzlich gegenüber einem Lehrer mit Down-Syndrom eingeschlagen worden war.

Nach einem Bericht der FAZ und des Spiegels soll Thomas Hartung, Politiker der AfD, über einen Lehrer mit Down-Syndrom gesagt haben: „Wo soll das hinführen, wenn er als ’normal‘ gezeigt wird?“ – Diese schriftliche Äußerung kostete ihm letztlich nicht nur seine Kandidatur bei der Landtagswahl in Sachsen, sondern auch seinen Lehrauftrag an der Uni Dresden, die sich öffentlich auf ihrer Internetseite von diesen Gedanken distanzierte. Richtig so, wie ich finde. Bravo.

Und bei mir? Naja, ein anderer Mensch, nicht Thomas Hartung, interessierte offensichtlich nicht wirklich meine Seite, sondern hatte Langeweile und spammte rum. Provozierte, nervte. Aber eben auf üble Art und Weise. Von defekten Genen, für die ich nichts könne, und anderem Unsinn war die Rede. Inzwischen steht ein maßgeblicher Urheber fest, der nicht damit gerechnet hatte, dass sein Provider nicht nur seinen Namen rausgibt, sondern inzwischen dem Kunden wohl auch fristlos gekündigt hat. Wegen offensichtlichen Missbrauchs des bereitgestellten Internetzugangs zu Straftaten. Und Frank rechnet zudem noch mit einem Strafbefehl über 20 bis 30 Tagessätze. Also bis zu ein Bruttomonatsgehalt für die Staatskasse. Nochmal bravo. Ich bin gespannt.

Erna

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Das …

… ist Erna. Erna ist eine Möwe. Sie lebt an der Ostsee und sie guckt so, weil sie mir gerade einen Keks klauen will. Zum Glück hat sie keine Angst vor Kameras. Zumindest nicht, wenn die Kamerafrau mit einem Keks winkt. Hübsch siehst du aus, Erna.

Toilettengang kein Menschenrecht

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Ich warne vor: Das, was hier kommt, verdirbt möglicherweise den Appetit… Stell dir vor, du wachst nachts um halb vier auf, die Blase randvoll, du spürst starken Harndrang. Was machst du?

Naja, sicherlich nicht ins Bett. Unter normalen Umständen zumindest nicht. Meine Oma hat mir früher von Zeiten erzählt, in denen man einen Nachttopf neben dem Bett stehen hatte. Als die Toilette noch im Garten stand und man sonst durch den Schnee tigern müsste. Und irgendwann im Alter kommt meistens der Tag, an dem man wieder einen Topf im Zimmer stehen hat. In einem Toilettenstuhl oder ähnliches. Vielleicht zu Hause, vielleicht im Pflegeheim.

Wenn man nun sehr krank oder körperlich schwer eingeschränkt ist, aber seinen Blasenschließmuskel durchaus noch kontrollieren kann (ob nun durch aktives Anspannen oder durch Kompensation, durch die sich beispielsweise auch bei einer Querschnittlähmung eine relative Kontinenz erreichen lässt), vermittelt es durchaus eine hohe Lebensqualität, wenn man seine körperlichen Abwässer dort entsorgen kann, wo sie hingehören. Oder wohin man sie zumindest übergangsweise mit einiger Würde umfüllt.

In unserer Kultur pinkelt man überwiegend ins Klo. Es spricht sicherlich nichts dagegen, sich auch mal hinter einen Busch zu hocken oder, falls männlich, an einen Baum zu stellen. In Brasilien wird öffentlich empfohlen, beim Duschen zu strullern, um Wasser zu sparen. Und vielleicht gibt es noch die eine oder andere akzeptable Besonderheit – nur dann ist irgendwann Schluss mit dem, was man jedem zumuten kann.

Wenn ich mich entscheide, unterwegs in eine Pampers zu machen, weil das Bahnhofsklo zu widerlich ist, um es anzufassen (schließlich muss ich mich überall aufstützen), ist das ein Kompromiss, den ich bewusst eingehe. Kein schöner Kompromiss, aber einer, den ich nach gründlicher Abwägung freiwillig eingehe, um andere Freiheiten, die mir sonst mit meiner körperlichen Einschränkung nicht offen stehen, zu erreichen. Wenn ich nach einer Kneipennacht mit Pampers schlafe, weil mich meine volle Blase nicht weckt und ich mir auch nicht unbedingt zwei Mal einen Wecker stellen möchte, sondern durchschlafen kann, ist das auch meine persönliche Entscheidung. Und ja, ich kenne auch Menschen, die im Bett auf einer Zellstoffunterlage abführen, weil sie wegen ihrer Querschnittlähmung nur in seitlicher Liegeposition die Spannung aufbauen können, die der Enddarm braucht – sofern man nicht digital ausräumen will. Auch ein Kompromiss. Aber alles persönliche freie Entscheidungen.

Wenn man nun so stark körperlich eingeschränkt ist, dass man nachts nicht mehr alleine auf ein Klo, einen Topf oder einen Toilettenstuhl kommt, muss die Frage erlaubt sein, ob nachts ein Pflegedienst vorbei kommt, der die betroffene Person einmal zur Toilette bringt. Ein solcher Einsatz kostet in der Regel unter 10 €, denn dafür steht nicht jemand extra auf. Viele Menschen brauchen nachts Pflege, und sei es, dass sie umgelagert werden müssen, weil sie sich sonst wundliegen. Es gibt in jedem Pflegedienst Kräfte, die nachts unterwegs sind und von einem Patienten zum nächsten fahren. Einen Schlüssel haben, in die Wohnung kommen, denjenigen neu lagern oder ähnliches tun, und wieder wegfahren.

Eine heute 70jährige Britin aus London hat eine solche Leistung bei dem für sie zuständigen Sozialamt beantragt. Der Antrag wurde zunächst bewilligt, inzwischen aber wegen neuer Vorschriften abgelehnt. Es hieße, sie könne auch abends auf eine Zellstoffunterlage gelegt werden, und wenn sie dann nachts eine volle Blase verspürt, lässt sie es einfach laufen.

Ich will niemanden an den Pranger stellen, der das so macht. Wenn sich jemand dafür entscheidet, auf so eine Unterlage zu pinkeln und die anschließend zu entsorgen, ist das seine Sache. Ich kenne auch Leute, die sowas machen. Gerade wenn jemand sehr eingeschränkt ist, hängen manche Messlatten anders. Aber: Das muss bitte jeder selbst für sich entscheiden dürfen.

Die Frau aus London fand das entwürdigend und hat sich gegen die Entscheidung der Sozialbehörde, sie solle statt aufs Klo lieber auf eine Zellstoffunterlage pinkeln, gewehrt. Gestern hat das höchste Gericht, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, geurteilt, dass eine solche Behandlung nicht gegen die Menschenrechte verstoße. Staaten dürften Pflegebedürftigen auch gewisse Unannehmlichkeiten zumuten, um dem Steuerzahler oder der Solidargemeinschaft Geld zu sparen. Die Mittel für soziale Ausgaben seien notwendig begrenzt. Die Staaten hätten einen weiten Spielraum, wie sie diese Mittel einsetzen wollen. Zwar sei die Klägerin in ihrem Recht auf Privatleben betroffen, weil sie Inkontinenzunterlagen verwenden muss, obwohl sie gar nicht inkontinent ist. In Abwägung mit den wirtschaftlichen Interessen von Staat und Gesellschaft müsse sie ihre „sehr unglückliche Situation“ aber hinnehmen. In einer demokratischen Gesellschaft seien derartige Eingriffe unvermeidbar.

Tja. Was kommt als nächstes? Rollstuhlfahrer pinkeln zu Hause in die Hosen, schließlich sieht es dort niemand?

Hoffentlich letzter Fehler

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Nach insgesamt acht Terminen ist mein neues Auto inzwischen so, dass ich mich langsam anfreunden kann. Das Handgasgerät muss zwar noch einmal in die Werkstatt, weil es wieder klappert, aber der Rest scheint inzwischen in Ordnung zu sein. Das letzte Poltern, das natürlich immer dann nicht auftrat, wenn das Auto beim Händler in der Werkstatt war, trat bei der letzten Probefahrt nun doch endlich mal auf. Auf der Fahrt zur Werkstatt konnte ich das Radio nicht laut genug stellen, um das nervige Geräusch zu übertönen, dann, als der Chef persönlich sich auf den Beifahrersitz setzte, war alles ruhig. Den ersten Kilometer lang hörte man nichts, ich war schon genervt vom Vorführeffekt, aber dann ging es plötzlich los. „Klack, klack, klackklackklack“, tönte es von hinten. Der Chef guckte mich an: „Was ist das denn?! Halt mal an. Wir sagen ‚du‘, okay?“ – Er stieg aus, krabbelte auf den Rücksitz. Ich fuhr langsam weiter. „Klack, klack, klack.“ – Er fummelte überall dran herum, klopfte überall gegen, legte die Rücksitzbank um, kletterte in den Kofferraum. Dann plötzlich: „Das ist die Klappe. Die Heckklappe. Halt mal an… Hier, frag mal die Frau, die da geht, ob sie mal eben die Klappe aufmacht.“

Ich hielt an und ließ das Fenster runter. „Entschuldigung, könnten Sie mir mal bitte helfen und den Mann aus meinem Kofferraum lassen?“ – Die Frau tippte sich an die Stirn. Jetzt erst realisierte ich, was für einen Unsinn ich da geredet hatte. Ich erklärte: „Ich bin Rollstuhlfahrerin und hinten sitzt jemand von der Werkstatt im Kofferraum, weil da was repariert werden musste. Könnten Sie bitte einmal die Klappe öffnen, damit er da wieder raus kann?“ – Die Frau zögerte einen Moment. Ich hielt ihr meinen blauen Parkausweis mit dem Rollstuhlsymbol hin. Dann ging sie zum Kofferraum, öffnete die Klappe und heraus stieg ein etwa 50 Jahre alter Mann in Jeans und grau-roter VW-Jacke, grinsend, und meinte: „Dankeschön, mir wird dahinten immer schlecht. Wie geht es Ihrem Lupo?“ – Die beiden kannten sich auch noch und plötzlich war das Gelächter groß. Die Frau meinte: „Ich dachte schon an versteckte Kamera.“

Irgendwelche Distanzstücke wurden neu eingestellt, nun steht die Klappe unter größerer Spannung und klappert nicht mehr. Ein Lüftungsgitter (knarzte), ein Gurtschloss (war defekt) und der Schlitten vom Beifahrersitz (ließ sich nicht verstellen) wurde inzwischen auch ausgetauscht, so langsam kann man „Auto“ dazu sagen. Ich bin gespannt, ob das nun endlich ein Ende hat. Ich wünsche es mir.