Sommerdom 2015

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Wir waren heute mit vier Rollstuhlfahrerinnen auf dem Hamburger Dom, dem größten Volksfest des Nordens. Bei schönem Wetter war es brechend voll und laut. Was mich gewundert hat: Mindestens 60 weitere Leute im Rollstuhl habe ich gezählt, so viele wie sonst nie. Ich kannte niemanden, die meisten wurden geschoben und waren jenseits der 70. Meistens Familienausflüge bei schönem Wetter. „Wir nehmen Oma und Opa heute mal mit, wenn die Kinder mit den Karussells fahren.“

Seit einigen Jahren muss alles mit dem Rollstuhl erreichbar sein, an allen Fressbuden und Zuckerwatteständen sind nun an mindestens einer Stelle Rampen angebracht, beim Autoscooter kamen sofort drei Leute angelaufen, die uns helfen wollten, bevor wir überlegt hatten, ob wir überhaupt mitfahren wollten. Sie schoben uns zwei Autos an den Rand, so dass wir vom Rollstuhl direkt umsteigen konnten, schoben unsere Stühle an die Seite, besorgten uns Chips … Service pur. Am Riesenrad war sogar ein Lifter angebracht, mit dem man in die Gondel gehoben werden konnte.

Inzwischen sind auch beide U-Bahn-Stationen (St. Pauli und Feldstraße) mit Aufzügen ausgestattet. Lediglich die Behindertenparkplätze sind, wie auch schon in den Jahren davor, ein ewiges Problem. Die zehn Plätze in der Glacis-Chaussee sind so schlecht beschildert, dass die meisten Leute übersehen, was da Phase ist. Weil es sich um temporäre Plätze handelt, gibt es verständlicherweise keine Bodenmarkierungen. Es handelt sich um eine große, gepflasterte Fläche, die links und rechts durch einen Zaun abgetrennt ist. Am vorderen Ende der Zäune steht jeweils ein Schild „Rollstuhlfahrerplätze“ mit Pfeil links bzw. Pfeil rechts. Wenn jemand also vorwärts einparkt, ist dieses Schild einen Meter hinter seinem Auto und mitunter dann auch fünf Autos weiter rechts oder links angebracht. Die meisten Leute wollen schnell zum Volksfest und übersehen es. Klar, man muss sich vergewissern, ob man dort parken kann, und es sollte einem zu denken geben, wenn das Parken auf der dafür extra gesperrten vierspurigen Hauptstraße an der Schranke ein Ticket für mindestens vier Euro kostet und hier nun ein Platz plötzlich völlig kostenlos sein soll. Aber viele Leute denken eben nicht nach. Und so waren von den zehn Autos auf der Parkfläche genau zehn ohne entsprechende Berechtigung. Und (noch) niemand hatte eine Knolle am Scheibenwischer. Ich weiß, warum ich mit Öffis angereist bin.

Zwei Stunden parken

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Ich bin aktuell noch immer auf der Suche nach einer neuen Stelle in einer Klinik, auf der ich vier Wochen meiner Famulatur ableisten kann. Das ist kurzfristig gar nicht so einfach, aber möglicherweise zeichnet sich für die nächste Woche etwas ab. Heute war ich zu einem kurzen spontanen Bewerbungsgespräch unterwegs. Das ist nicht unbedingt üblich, aber in dieser Klinik meinte man: „Kommen Sie heute zwischen 13 und 14 Uhr mal bitte vorbei und stellen sich 10 Minuten vor. Bringen Sie Ihren Lebenslauf mit!“

Wie gesagt, ob ich ab nächster Woche dort vier Wochen mitrollen darf, stellt sich noch heraus. Als ich zurück zu meinem Auto kam, das ich in der Nähe eines S-Bahn-Knotens geparkt hatte, traute ich meinen Augen kaum: Es gab dort zwei Behindertenparkplätze. Ich hatte auf dem rechten der beiden geparkt, und, weil ich auf der Fahrerseite aussteige, weit rechts am Rand gehalten. Links neben mir, auf dem anderen Behindertenparkplatz, stand ein VW-Bus mit Hebebühne unter der Schiebetür. Dieser parkte nicht nur auf dem linken Parkplatz, sondern dort auch noch ziemlich weit links, damit genügend Platz für die ausfahrende Bühne vorhanden ist.

Irgendein „Riesenarschloch“ (es singt sinkt für Sie: Das Niveau) hatte seinen vergammelten Twingo mittig zwischen die beiden Fahrzeuge gestellt. Und zwar so, dass er die Spiegel einklappen musste, um nicht den Lack der anderen Fahrzeuge zu zerschrammen. Immerhin hat er die Spiegel eingeklappt, bevor er sich, wie gesagt mittig, also auf der Trennlinie, zwischen die beiden Autos gestellt hat. Das „Riesenarschloch“ (ich zitiere bloß) war nicht zu sehen. Allzu groß durfte die Person nicht sein, denn sie kann nur durch die Kofferraumklappe ausgestiegen sein.

So eine Scheiße. Ein Ausweis lag beim Twingo natürlich nicht in der Scheibe, dafür hatte aber bereits jemand unmissverständlich klar gemacht, was er von dem Fahrer hält. Auf einer Wurstpappe von der fahrbaren Imbissbude gegenüber stand mit Kugelschreiber geschrieben: „Sie sind ein Riesenarschloch!!!“ – Die Pappe hatte ihm jemand hinter den Scheibenwischer geklemmt. Ein Rollstuhlfahrer war es nicht, es sei denn, der konnte über die Motorhaube des Twingos robben.

Das Problem war, dass ein Herausziehen des Twingos durch einen Abschlepper nicht möglich war, weil er dabei unter Garantie gegen mindestens eins der parkenden Fahrzeuge gestoßen wäre. Ein Anheben wäre aus den gleichen Gründen ebenfalls nicht möglich: Der von der Polizei herbeigerufene Abschlepper nahm den Auftrag nicht an, weil er nicht garantieren könne, dass das Auto nicht bei einer Windböe gegen eins der parkenden Autos schaukeln würde. Bliebe nur, mein Auto so schräg anzuheben, dass es gleich vom Twingo wegschwingt. Allerdings ohne jede Gewährleistung.

Nö. Die anwesende Polizeistreife meinte: „Außer einer Verwarnung über 35 Euro kann ich nichts für Sie tun. Sie können nur auf dem Zivilweg versuchen, Verdienstausfall geltend zu machen. Aber ich kenne keinen Fall, in dem das geklappt hat. Das ist sowas wie höhere Gewalt. Und wir müssen auch weiter, wir können uns nicht stundenlang mit einer Parkbehinderung aufhalten, auch wenn es mir leid tut.“

Schon gut. In dem Moment kam die Fahrerin angelaufen. Nachdem ich inzwischen bereits geschlagene zwei Stunden gewartet hatte. Sie wollte tatsächlich durch die Heckklappe einsteigen. Es sei doch alles halb so wild, sie habe nur zwanzig Minuten dort gestanden. Die Polizistin stieg wieder aus und meinte: „Den Einsatz haben wir aber schon vor über einer Stunde bekommen. Nun möchte ich Ihre Papiere sehen. Und Warndreieck, Verbandskasten und fünf Warnwesten. Und wo ist Ihr Innenspiegel? Ich werde eine Mängelmeldung fertigen.“ – Sehr schön. Von Hammelbeinen kann man bei einem (weiblichen) Schaf ja bekanntlich nicht sprechen, und an den Eiern hatten sie sie aus gleichen Gründen auch nicht. Aber ich glaube, jeder weiß, warum die Aktion dann am Ende doch noch etwas von einem kleinen inneren Bratkartoffelessen für mich hatte. Die Dame fauchte und schnaubte, es rauchte aus ihren Ohren und ich konnte mir nicht verkneifen, die Polizistin anschließend noch um die persönlichen Daten der Frau zu bitten, um meine zivilrechtlichen Ansprüche durchsetzen zu können. „Ich muss seit zwei Stunden dringend pinkeln und das Klo im Bahnhof ist wegen Sanierung zu, ich werde meinen Anwalt fragen, inwieweit hier Schmerzensgeld und Verdienstausfall in Betracht kommen.“

Die Frau guckte mich mit großen Augen an. Eine Entschuldigung brachte sie aber nicht über die Lippen. Lust habe ich auf anwaltliches Theater natürlich nicht, das wird ihr Glück sein. Aber vielleicht hat die Drohung ja was genützt und meine rollenden Kolleginnen und Kollegen haben künftig eine Nervensäge weniger, die ihnen die Plätze blockiert oder sie durch solch unüberlegtes Handeln stundenlang außer Gefecht setzt.

Strand und Mia

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Und während halb Deutschland schwitzt, hatten wir ein wunderschönes Wochenende an der Ostsee. Gestern nahezu spiegelglatte See, kaum Wind, erträgliche Temperaturen, strahlend blauen Himmel und herrlichen Sonnenschein, dazu ein fast menschenleerer Strand. Guckst du:

Und heute geilstes Luftmatratzenwetter: Bei strahlendem Sonnenschein und etwa Windstärke 3 konnte man sich wunderbar durchschaukeln lassen. Ich glaube, insgesamt waren Marie und ich heute über drei Stunden im Wasser. Nicht an einem Stück, aber an einem Tag…

Wir hatten heute unser Strandiglu aufgebaut, um ein wenig vom Wind und der Sonne geschützt zu sein. Marie und ich teilten uns eine Schaufel und bauten eine Sandburg, als plötzlich ein etwa zehnjähriges Mädchen zu uns kam, erst schüchtern guckte, dann zu ihren Eltern blickte, die ihr zunickten. Dann fragte sie: „Darf ich an eurer Burg mitbauen?“ – „Na klar“, sagte Marie. Also bauten wir mit drei Leuten bestimmt eine Stunde lang eine große Sandburg. Mit Muscheln verziert, mit einem Burggraben, einem Tunnel – nur leider gibt es ja immer wieder Kinder, die unbedingt alles kaputt machen müssen. Wir waren gerade fertig, als zwei geschätzt sechs- bis achtjährige Jungs mutwillig auf unserem Kunstwerk herumspringen mussten. Marie zog das eine Kind noch am Bein weg, es war allerdings schon zu spät. Die Mutter kam dazu und verpasste den beiden Rotzlöffeln eine Standpauke. Das interessierte die beiden jedoch nur sekundär.

Aber man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben. Manchmal auch kurz hintereinander. Wir nahmen die zehnjährige Burgenbauerin mit ins Wasser (sie hat natürlich vorher ihre Eltern gefragt, ob sie durfte) und spielten mit ihr auf der Luftmatratze. Wir waren ziemlich ausgelassen. Ich glaube, sie hatte den größten Spaß. Nach einiger Zeit brachte Mia, so hieß das Mädchen, unsere Luftmatratze in unser Strandiglu, holte stattdessen ihre schwimmende Frisbee-Scheibe. Da kamen doch tatsächlich die beiden Rotzlöffel an und fragten, ob sie mitspielen dürfen. Ich konnte mir nicht verkneifen: „Mit Euch spielen wir nicht. Ihr habt unsere Burg kaputt gemacht. Tschüss!“

Vielleicht ist es denen ja eine Leere Lehre. Als wir wieder draußen waren, kamen Mias Eltern zu uns an unser Iglu und wir haben uns lange unterhalten. Total nett, über alles mögliche. Sie seien Tagesurlauber aus Hamburg, ihre Tochter käme ab Sommer auf eine andere Schule, sie habe bisher große Probleme in der Schule gehabt, weil sie sonst sehr schüchtern sei, die beiden hätten sich gefreut, dass sie heute bei uns Anschluss gefunden hätte, obwohl wir ja schon sehr viel älter seien. Und so weiter.

Irgendwann zogen Gewitterwolken auf. Wir begannen, unsere Sachen zusammenzupacken. Am Morgen hatte Maries Papa uns die Sachen noch von der Düne über den Sand getragen, während wir auf dem Popo dorthin gerutscht sind. Wir hätten ihn jetzt angerufen, wollten aber vorher Mias Eltern fragen, ob sie uns helfen. Die beiden waren vollkommen perplex: „Ach, zu Euch gehören die Rollstühle am Eingang? Wir hatten uns schon gewundert, wer die wohl vergessen haben mag, dachten dann aber, dass vielleicht noch jemand irgendwo in den Dünen liegt. Das ist ja eine Überraschung.“

Wir fragten noch, ob ihnen nicht aufgefallen sei, dass wir uns im Sitzen aus dem Wasser bewegt hätten. „Ja doch, aber wir dachten, das macht ihr wegen der Steine da vorne. Keine Ahnung, wir haben nicht darüber nachgedacht. Nun ist es natürlich klar.“ – Uns wurde geholfen und Mia guckte interessiert zu. Wir setzten uns zunächst auf eine Holzbank, um den ganzen Sand von den Beinen abzuklopfen. Die leeren Rollstühle standen direkt vor uns. Ich fragte Mia: „Willst du mal fahren?“ – Mia guckte ihre Mutter an: „Darf ich?“ – „Na klar, wenn du möchtest?“ – Zack, kletterte sie rein. Ich zeigte ihr, wie leicht der Stuhl kippt, damit sie nicht überraschend nach hinten fällt. Sie hatte ein sehr gutes Körpergefühl und lernte sehr schnell, auf zwei Rädern zu stehen. Und dann fuhr sie durch die Gegend. Zuerst schlecht, später wesentlich besser koordiniert. Ihre Beine waren zu kurz, um die Füße gut auf den Fußbügel stellen zu können, aber mit den Zehenspitzen kam sie dran. Auch waren ihre Oberschenkel etwas zu kurz für die Sitztiefe, aber es ging irgendwie.

Während Mia durch die Gegend düste, fragte die Mutter: „War das ein Unfall bei dir?“ – Ich erzählte ihr in wenigen Sätzen, was mir passiert ist. Marie wurde auch gefragt und erzählte von sich. So quatschten wir noch eine halbe Stunde, während Mia auf dem geteerten Weg zum Strand Rollstuhlfahren übte. Verkniffen habe ich mir natürlich den Spruch: „Nicht, dass sich Mia sowas jetzt zu Weihnachten wünscht.“ – Sowas geht nur bei denen, die unseren schwarzen Humor sicher richtig einordnen können. Dann fielen die ersten Regentropfen und das Donnergrollen wurde lauter. Wir verabschiedeten uns: „Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder hier!“

Verkürztes Sofa

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Im Moment ist wieder so eine Phase, aus der ich gerne schnellstens wieder herauskommen würde. Marie, ihre Eltern und ich waren vorhin auf dem Weg zu dem Wochenendhaus an der Ostsee, das sich Maries Eltern vor einigen Monaten gekauft haben. Maries Mutter hat ein Klappsofa organisiert, das jemand für zwanzig Euro weggeben wollte, nachdem er sich zu Hause neu eingerichtet hat. Es war tadellos in Ordnung. Maries Eltern hatten es zusammen mit der ehemaligen Besitzerin auf einen Anhänger geladen, gut verzurrt, die Plane des Anhängers geschlossen. Maries Papa meinte, er wäre im Moment nur gerne Beifahrer, daher fuhr Maries Mama das Auto. Die „Kinder“ saßen artig auf den Rücksitzen.

Irgendwann mussten wir an einer Kreuzungsampel warten. Nachdem wir wieder grün bekamen, fuhr Maries Mutter los, musste allerdings direkt nach dem Überqueren der Kreuzung aus etwa 30 km/h heftig abbremsen, weil ein Radfahrer gegen die Fahrtrichtung über den rechts gelegenen Radweg kam und direkt vor unserem Auto bei Rot über den (falschen) Überweg auf die andere Seite wollte. Hätte Maries Mutter nicht scharf gebremst, hätte sie den Radfahrer umgebügelt. Der hinter uns fahrende Opel Astra bemerkte das Manöver zu spät und fuhr auf den Anhänger auf. Es knallte gehörig.

Maries Vater saß auf dem Beifahrersitz und hatte die Augen geschlossen – bis Maries Mutter bremste und es hinter uns krachte. Maries Mutter stieß ihren Mann an: „Hey, der geht flitzen!“ – Gemeint war der Radfahrer, der einfach unbeeindruckt weiterradelte. Nun zwar auf dem richtigen Radweg, aber …

Maries Vater war barfuß und in kurzer Hose und Poloshirt. Scheinbar üben die bei der Polizei, wie man schnell aus dem Auto aussteigt, selbst wenn man angeschnallt ist. Jedenfalls war ich erstaunt, wie man gleichzeitig die Tür öffnet, den Sicherheitsgurt öffnet und sich dann auch noch so aus selbigen rauswindet, dass man ohne sich zu verhaken oder zu stolpern die Verfolgung aufnehmen kann. „Den kriegt er nie“, meinte Marie leise und feuerte ihren Papa an. Sein Glück war es, dass der Radfahrer nicht weiter geradeaus fuhr, sondern kurz darauf rechts abbog und quasi in der Nebenstraße, die an dieser Stelle eine Steigung hatte, zurück kam. Maries Vater galoppierte barfuß die Böschung hinauf und holte den Radler, oben angekommen, unmittelbar mit einer Art Schwitzkastengriff vom fahrenden Drahtesel. Das Fahrrad schepperte auf die Erde, irgendwelches Gedöns, das im Fahrradkorb lag, verteilte sich auf dem Gehweg, der Radfahrer stürzte aber nicht, sondern war eher perplex und fing an, wild zu pöbeln.

Maries Vater schob den Mann, etwa Mitte dreißig, vor sich her, hatte ihm einen Arm auf den Rücken gedreht und forderte ihn nun auf, sich auf die seitliche Kante des Anhängers zu setzen. „Und keine Mätzchen, sonst binde ich dich da fest.“ – „Ich bin nicht gefahren!“, pöbelte der Radfahrer zurück. Maries Vater zeigte sich unbeeindruckt: „Das kannst du gleich alles zu Protokoll geben. Hast du einen Ausweis dabei oder müssen wir erst die Polizei rufen?“ – „Ich bin nicht gefahren, wie oft noch?“ – „Also rufen wir die Polizei?“ – „Alter, checkt der das nicht? Ich. Bin. Nicht. Ge-Fahren! Du kapieren? Ich nix Auto.“ – „Sie haben mit Ihrem Fahrrad die Straße bei Rot überquert und dadurch ein anderes Fahrzeug zu einer Vollbremsung genötigt. Im Zuge dessen fuhr ein weiterer Verkehrsteilnehmer auf das bremsende Fahrzeug auf. Sie sind damit unfallbeteiligt, haben unverzüglich anzuhalten und Ihre Personalien anzugeben. Haben Sie nun einen Ausweis dabei? Ansonsten rufe ich jetzt die Polizei, und ich verspreche Ihnen, dann wird es teuer, weil dann voraussichtlich noch eine Unfallflucht hinzu kommt.“ – „Du kannst mich mal am Arsch lecken.“

Der andere Fahrer war nicht verletzt. Das Auto war auf den ersten Blick auch nur wenig beschädigt, in der vorderen Plastikverkleidung fehlten ein paar Stücke. Kühlwasser lief nicht aus. Dafür war der Anhänger mindestens einen halben Meter kürzer und die gesamte Beleuchtungseinrichtung hatte sich auf der Straße verteilt. Und das Sofa? „So wird aus einem Dreisitzer im Handumdrehen ein Zweisitzer“, blödelte Maries Papa. Maries Mama schüttelte den Kopf, gab ihrem Mann einen Kuss und sagte leise: „Mein Held. Ich dachte, du hast Kreislauf.“

Bilanz: Kein Sofa, ein kaputter Anhänger, ein leicht beschädigter Opel Astra (der übrigens nagelneu war), ein Radfahrer, der von Minute zu Minute kleiner wurde, als ihm die nette Polizistin erklärte, dass ihn ein Verfahren wegen Unfallflucht erwartet – und ansonsten, vom Schreck abgesehen, unverletzte Leute. Und zweieinhalb Stunden Verspätung und in den nächsten Wochen jede Menge Laufereien wegen des Schadens am Anhänger. Der übrigens auch noch nicht so alt und eigentlich nicht billig war.