Das Pizza-Gate

… oder: Warum es so wichtig ist, Kinder und Jugendliche ernst zu nehmen und mit ihnen erwachsen zu kommunizieren.

Helena, Marie und ich sitzen zusammen am Tisch und essen. Es gibt selbst gebackenes Brot, Aufstriche, Wurst und Käse, Tomaten und Gurken. Mittendrin spricht Helena mich an: „Sag mal, Jule, ich hab doch schon lange nichts richtig Heftiges mehr ausgefressen, oder?“

Während Marie sich ein Grinsen verkneift, frage ich: „Die Einleitung gefällt mir. Und, was hast Du angestellt?“

Helena guckt mich mit großen Augen an: „Nee, nichts.“

Ich frage weiter: „Brauchst du mehr Taschengeld?“ Und bemerke im selben Moment, dass die Frage nicht so schlau war. Allerdings orientieren wir uns ohnehin an einer Tabelle, die das Jugendamt herausgibt, und dessen Spielraum ist ausgeschöpft. Bevor sie mit ihrer Überlegung fertig ist, füge ich grinsend an: „Oder hast du irgendeinen Scheiß vor?“

Helena antwortet: „Nee, ich muss das zwischendurch einfach mal festhalten. Just for the records. In den USA kann man sich bei leichten Verstößen auf sein sauberes Führungszeugnis berufen und hat sozusagen einen Schuss frei.“ – „Also doch irgendwas in Planung“, grinste Marie. Helena schüttelte den Kopf: „Nein! Ihr versteht mich nicht.“

Am nächsten Tag bekomme ich morgens eine Kurznachricht: „Es gibt in der Schule schon wieder diese ekligen Spaghetti. Darf ich mir zusammen mit [4 anderen Schülerinnen] was bestellen?“

Klar. Früher hätte ich noch hinzugefügt, dass sie bitte auf ihren Diabetes aufpasst, aber dafür würde ich heute eine Predigt bekommen. „Ich bin nicht ganz doof“, ist in dem Zusammenhang ihr Standardspruch. Also spare ich mir alle guten Ratschläge. Und ich weiß: Sie bekommt es alleine hin.

Als ich nach der Arbeit nach Hause komme, ist Helena noch bei den Pferden im Stall. Als sie reinkommt und direkt zur Dusche läuft, ahne ich schon, dass irgendwas vorgefallen ist. Nach dem Duschen setzt sie sich, mit noch nassen Haaren, auf meinen Schoß seufzt tief und sagt: „Können wir mal reden?“

Mit Blick darauf, dass sie ihre früheren Pflegeeltern in solchen Situationen regelmäßig belogen hat, muss ich sehr genau aufpassen und sehr feinfühlig reagieren, damit es weiterhin so gut klappt. „Ich hab ja heute Essen bestellt. Wir haben uns Pizzen kommen lassen und der Dulli ist tatsächlich in die Schule rein, hat bei uns an der Tür geklopft und mitten im Unterricht die dampfenden Pizzen abgeliefert.“

„Das ist nicht dein Ernst“, sagte ich. Helena antwortete: „Ja, was kann ich denn dafür, wenn er in die Schule läuft. Wir haben in die App geschrieben, dass er warten soll und wir rauskommen. Und dann hieß es natürlich: Wer hat die bestellt, dann musste die Kohle eingesammelt werden, dann wurden diese Pizzen verteilt, alle waren laut und haben Sprüche gemacht und … das war voll peinlich. Damit war Mathe zehn Minuten eher beendet, ich soll das zu Hause erklären und du sollst anrufen. Ich sag nur: Stinksauer. Es gab gleich eine Predigt. Ich wollte erklären, dass wir eigentlich draußen verabredet waren, aber das wurde gleich abgebügelt.“

„Hast du dich wenigstens entschuldigt?“, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf: „Das war doch nicht meine Schuld!“ – Ich fragte noch einmal: „Hast du dich entschuldigt?“ – „Nein.“ – „Ich würde sagen: Noch nicht. Denn selbst wenn keine Absicht dahinter steckte, hast du deinen Anteil daran, dass das in die Hose gegangen ist.“ – „Ja. Ist vielleicht besser.“ – „Wenn du sagst, dass ihr draußen verabredet wart: Woher wusste er eigentlich, in welchem Klassenraum er dich findet?“ – „Keine Ahnung.“ – „Das ist aber eine interessante Frage.“

Eine interessante Frage, die unbeantwortet bleibt. Am nächsten Morgen musste ich mir anhören: „Ich gebe zu, ich war wirklich sauer gestern. Ich war echt perplex, weil ich so ein Verhalten von Helena nicht erwartet hätte. Sowas passt einfach nicht zu ihr.“ – „Naja, es ist halt dumm gelaufen. Es war vereinbart, dass der Bote draußen wartet.“ – „Ach, Frau Socke, das glauben Sie doch nicht wirklich. Die Mitteilung der Raumnummer ist doch eine Einladung, den Unterricht zu sprengen. So wie beim Online-Meeting die Zugangsdaten gepostet wurden, damit Fremde da reinstürmen und Krach machen. Es wäre Helenas Pflicht gewesen, den Pizzaboten darauf hinzuweisen, dass er die Schule nicht zu betreten hat. Die Schülerinnen und Schüler wissen, dass fremde Menschen hier nichts zu suchen haben.“ – „Ich glaube nicht, dass es Absicht war. Ich denke, es wäre am Besten, wenn Sie mit ihr über die Einhaltung der Regeln in der Schule nochmal sprechen und ihr, wenn das ein dummer Streich war, entsprechend was vor die Hörner geben. Ich habe es allerdings so wahrgenommen, dass es ein Versehen war und sie sich dafür auch bei Ihnen entschuldigen möchte. Am Besten wird sein, Sie klären das direkt.“

Heute kommt sie nach Hause: „Sag mal, hast du im Telefonat gesagt, dass du dafür bist, dass ich einen Anschiss kriege?“ – „Nein, das habe ich so nicht gesagt. Ich habe darum gebeten, dass das Thema direkt zwischen euch geklärt wird.“ – „Was gibt es da noch zu klären? Der Dulli vom Bringdienst hat sich nicht an die Vereinbarung gehalten und ich werde dafür jetzt von allen Seiten angemacht.“ – „Helena, ich sag dir, wo das Problem ist: Die Tatsache, dass der Bote in der Klasse aufgetaucht ist, lässt vermuten, dass das genauso vereinbart war. Wenn das so vereinbart war, hast du gegen die Regeln verstoßen, weil einerseits fremde Leute in der Schule nichts zu suchen haben und diese Auslieferung natürlich den Unterricht massiv stört. Beides weißt du. Wenn es nicht so vereinbart war, bleibt die Frage offen, woher er wusste, wo er dich antreffen kann. Außer am Zaun.“

„Ich habe geschrieben, dass es die Bestellung von Helena aus der 9[x] ist, weil es in der Schule mindestens fünf Helenas gibt und wir schonmal das Theater hatten, dass zwei Annas was für ihre Klassen bestellt hatten und die dann draußen erstmal alles öffnen und reingucken mussten, weil die nur die Vornamen auf die Kartons geschrieben haben. Deswegen hab ich die Klasse mit angegeben.“ – Sie blättert in ihrem Handy. „Guck, hier ist die Bestätigungsmail: Liefern um 12.50 Uhr. Und unter Bemerkungen: Wir sind Schüler der 9[x] und haben ab 12.45 Uhr Mittagspause. Wir kommen zur Straße. Bitte seien Sie pünktlich, wir haben Hunger.“

„Hast du die Mail auch in der Schule gezeigt?“ – „Nein, ich bin ja gar nicht zu Wort gekommen. Ich bin sofort schuldig gewesen und wurde wie ein Kleinkind behandelt. Ich soll jetzt aufschreiben, warum es wichtig ist, dass keine fremden Menschen in die Schule kommen. Das ist total ungerecht.“

„Leite mir mal bitte die Bestätigungsmail weiter.“ – „Mit dir kann man ja wenigstens reden, du hörst ja zu und nimmst mich ernst. Schreibst du nochmal eine Mail?“

Ja. Ich schreibe eine Mail.

32 Gedanken zu „Das Pizza-Gate

  1. Ich denke, da ist jetzt eine Entschuldigung der Lehrkraft fällig. Die wird zwar wahrscheinlich nicht kommen, aber richtig wäre es.
    Wahre Größe erkennt man an dem Umgang mit eigenen Fehlern.

  2. Fakt ist, der Fehler liegt ausschließlich beim Pizzadienst. Eine glaubhaft aufrichtige Entschuldigung von dieser Seite ist angebracht, um die Angelegenheit zu klären.
    Helena hat ja bei der Bestellung alles korrekt gemacht. Sich nachträglich zu entschuldigen ist formal ein Schuld-Eingeständnis. Es dennoch zu tun, halte ich für ein Zeichen des guten Willens, um die Lage zu beruhigen.
    Dass die Lehrkraft umgehend eine Schuldzuweisung vornimmt ohne Helena die Gelegenheit zu geben, ihre Argumente vorzutragen ist äußerst unangebracht.
    Textvorschlag für die Strafarbeit: „Es ist wichtig, dass keine fremden Menschen in die Schule kommen, weil das den Unterricht stört.“ Punkt.

  3. Helena hat sich doch korrekt verhalten. Die Lehrkraft ist übers Ziel hinausgeschossen und sollte das jetzt auch einräumen.

  4. Vermutlich hat der Bote gedacht, wenn sie „Wir sind hungrig“ schreibt, sind die glücklich wenn die Pizza früher als bestellt geliefert wird. Ich würde sagen, das war eindeutig ein Missverständnis des Zustellers. Helena kann da nichts für! Am besten sie lässt zukünftig jemand anderen aus der Gruppe bestellen 😉

  5. Alles nicht einfach, aber alles im Griff.
    Was ich nicht ganz kapier ist das:
    „Und dann hieß es natürlich: Wer hat die bestellt, dann musste die Kohle eingesammelt werden, dann wurden diese Pizzen verteilt, alle waren laut und haben Sprüche gemacht und … das war voll peinlich. Damit war Mathe zehn Minuten eher beendet, ich soll das zu Hause erklären und du sollst anrufen.“
    Warum lässt die Lehrerin das zu?
    Warm weißt sie den Lieferanten nicht aus der Klasse? Der kann dann selber entscheiden, ob er draußen warten will.

  6. Ich denke nicht, dass sich die Lehrerin entschuldigen muss.
    Helena hat Pizza bestellt und das ding ist schief gelaufen. SIe hat es nicht mit Absicht gemacht, sollte aber fürs Leben lernen, dass man bei solchen Aktionen ein bisschen weiter denken und sich überlegen muss, wie man die Übergabe am besten organisiert.
    Zu erwarten, dass der Pizzabote wartet, bis sie rauskommt und die Pizza entgegennimmt, ist etwas naiv, aber sie ist noch jung, da ist das ´ja OK.
    Wie hätte sich der Pizzabote bei Helena gemeldet? Darf sie das Handy während des Unterrichts benutzen?
    Vielleicht ist die Lösung, dass Pizzalieferung an die Schule grundsätzlich keine gute Idee sind und man nach einer Alternative suchen müsste.
    Aber das sind die Momente, in denen man eben solche Dinge lernt. Dass es eben nicht alles einfach ist.
    Kopf hoch.

  7. Schöne Suppe, die Helena da auslöffeln muss.
    Meine Meinung: ja, der Lieferant hat sich nicht an die Absprache gehalten und hat Mist gebaut. Nicht desto trotz: Helena muss hier Verantwortung übernehmen. Sie hat die Bestellung ausgelöst. Dadurch wurde der Unterrricht gestört. Auch wenn sie augenscheinlich alles richtig gemacht hat ist es schiefglaufen. That’s life.
    Nicht alles klappt immer reibungslos. Menschen machen Fehler. Auch Pizzaboten ….

  8. Der Unterschied zwischen Verantwortung und Schuld. Gute Gelegenheit, das zu thematisieren. Auch wenn Helena keine Schuld trifft, muss sie doch für ihr Handeln Verantwortung übernehmen. Deswegen sind Anschuldigungen nicht gerechtfertigt, klärende Gespräche und Überlegungen, wie man das künftig besser machen kann, aber durchaus. Unterstellungen führen da nicht weiter. Von der Schule kann man nur erwarten, dass sie künftigen Pizzafahrern und -fahrerinnen verstehendes Lesen vermittelt, nicht aber eine Schulung der derzeitigen Lieferdienstangestellten. Ähnliche Situationen finden wir auch im täglichen Leben: Wenn ein Dienstleister im Haus Pfusch abliefert, geht die Beschwerde an den Vermieter, aber nicht an die – möglichweise sogar unbekannte – Firma.
    Bleiben auf der Positiv-Seite die leckere Pizza und eine Erfahrung, auf der Negativ-Seite der Ärger und Aufwand. Und wo der Unterrichtsausfall verbucht wird, darf jeder selbst entscheiden.

  9. Das klingt nach einer spannenden Fortsetzung.

    Ja, manche fassen „klaren“ auf als „Du bist Schuld, nun gestehe endlich“ ohne irgendetwas zu hinterfragen. Was schade ist. Vermutlich hat er in der Schule irgendjemanden nach dem Klassenraum der Klasse 9x gefragt. Mich würde ja interessieren, ob das ein Angestellter/Mitarbeiter der Schule war.

  10. Das ist natürlich unglücklich gelaufen. Die Situation wäre sicher anders abgelaufen, wenn Helena – und ja, sie ist noch jung und hat ihre Erfahrungen gemacht – die E-Mail zu irgendeinem Zeitpunkt erwähnt hätte, also entweder direkt gegenüber der Lehrerin oder eben vor dem Gespräch zwischen der Lehrerin und dir dir gegenüber. Vielleicht, und da mag ich von einem Kind viel verlangen, hätte auch einfach ein Weiterleiten der E-Mail an die Lehrerin geholfen.

    So gab es eine riesige Rennerei, Stress, in jedem Fall ein bleibender Nachgeschmack auf beiden Seiten: Für nix.

    Die Zeiten mögen sich geändert haben und als ich vor 20 Jahren zur Schule ging haben wir extrem viel Unsinn gemacht und sind natürlich auch immer wieder erwischt worden. Was bei Helena aber auffällt: Sie rutscht immer wieder in typische Situationen hinein, die sich dann aber später in Wohlgefallen auflösen.
    Woran das liegt und wie man das angehen kann weiß ich nicht, dafür müsste man sie kennen, aber diese Auffälligkeit sollte angegangen und besprochen werden, BEVOR sie irgendwann in das Berufsleben startet.

    Zuletzt aber natürlich nach wie vor eine große Anerkennung an euch beide, dass ihr euch so sehr vertraut. Das ist richtig toll!

  11. @Mithrandir 21. Mai 2021 um 10:35 Uhr

    „Ich denke nicht, dass sich die Lehrerin entschuldigen muss.“

    Wie oben erwähnt, sollte eine Lehrerin, mit einem Pizzaboten, der in den Unterricht platz umgehen können, so wie mit anderen Störungen auch.

    „Helena hat Pizza bestellt und das ding ist schief gelaufen. SIe hat es nicht mit Absicht gemacht, sollte aber fürs Leben lernen, dass man bei solchen Aktionen ein bisschen weiter denken und sich überlegen muss, wie man die Übergabe am besten organisiert.“

    Ich kann mich dafür erwärmen Helena soweit Schuld zuzuweisen, dass sie nicht objektiv optimal gehandelt hat. Sie hat die Klasse angegeben, damit sie eindeutig identifiziert werden kann. Jeder der mit Sicherheitsfragen und den Prinzipien der Datensparsamkeit vertraut ist, weiß natürlich, dass das ein absolutes no-go ist. Man gibt zu bloßen Identifikationszwecken keine realen Daten heraus. Es reicht ein zufällig festgelegtes one-time Token. Helena hätte also schreiben sollen: Unser shared secret für die Pizzaübergabe ist x3h6AW9jkk. Für mich ist das glasklar, dass das ein Fehler war. Ich bin erwachsen und dafür ausgebildet, solche Fehler zu erkennen.

    Falls sich jemand noch erinnert: Früher war es oft üblich, dass man, wenn man irgendwo einen Benutzerkonto anlegte, nach allem möglich Daten zur „Kontowiederherstellung“ oder sonstwas gefragt wurde. Da konnte man dann zwischen so Dingen wie Name des ersten Haustiers oder des Lieblingsfilms wählen. Das hat dann anderen, die die Daten zufällig wussten ermöglicht das Konto für sich „wiederherzustellen“. Helena ist also auch nicht klüger als es millionenschwere internationale Konzerne es sind. Welch eine Enttäuschung. Jetzt muss ich aber mit dem Klugscheißern aufhören. Zeit Gassi zu gehen. x3h6AW9jkk sieht mich schon so vorwurfsvoll an..

  12. Ich denke nicht, dass es angebracht ist, dass die Lehrerin Helena gleich das Schlimmste unterstellt. Allerdings war Helenas Bestellung vielleicht nicht so ganz durchdacht? Es passiert ja durchaus mal, dass Lieferungen nicht exakt zur vereinbarten Zeit ankommen. Oder der Unterricht mal ein paar Minuten länger dauert. Klar hat der Pizzabote die Lieferanweisungen ignoriert, aber das ändert nichts daran, dass Helena die Pizza bestellt hat, und dadurch der Unterricht gestört wurde. Es ist am Ende definitiv dumm gelaufen, aber ich denke schon das Helena sich für die Störung des Unterrichts entschuldigen sollte. Schließlich ist es nunmal durch eine direkte Konsequenz ihres Handelns geschehen. (Und bessere Planung hätte das ganze verhindert. Zum Beispiel mehr als 5 Minuten Puffer zwischen theoretischem Unterrichtsende und gewünschtem Lieferzeitpunkt.) Wie auch andere Kommentatoren angemerkt haben, sie trägt vielleicht nicht die alleinige Schuld an der ganzen Situation, sollte aber vielleicht schon die Verantwortung akzeptieren? Die Reaktion der Lehrerin halte ich wie gesagt für etwas übertrieben, und finde auch nicht das ein Strafaufsatz die ideale Lösung ist. (Kann aber auch verstehen, dass von einem Pizzaboten mitten im Unterricht gestört zu werden sehr nervig ist.) Ich denke, dass ist eine gute Gelegenheit für Helena aus der Situation zu lernen (wie man sowas besser plant). Und das leider manchmal Sachen passieren, die einem auf die Füße fallen, auch wenn sie nicht die eigene Schuld sind. (Schön wäre wenn sowas nie passiere würde, aber ich glaube das ist Wunschdenken.)

    Ich hab übrigens auch mal in die Schule Pizza bestellt und gegessen, finde die Idee mit der richtigen Umsetzung also durchaus sehr gut 🙂

  13. @Ralph 22. Mai 2021 um 16:18 Uhr

    „Der Unterschied zwischen Verantwortung und Schuld.“

    Verantwortung kennzeichnet die abstrakte Beziehung, durch die im Fall eines Fehlers die Schuld vermittelt wird.

    Ja, ich weiß, das ist heute durch Wischewaschi ersetzt, den Politiker verbreiten, die sagen, sie hätten die Verantwortung, aber keine Schuld an irgendwelchem Mist, der in ihre Zuständigkeit fällt, aber das ist nicht der Maßstab.

    „Wenn ein Dienstleister im Haus Pfusch abliefert, geht die Beschwerde an den Vermieter, aber nicht an die – möglichweise sogar unbekannte – Firma.“

    Gutes Beispiel. Der Vermieter handel nämlich schuldhaft, wenn er Pfusch zulässt und nicht korrigiert. Eine Schuld, die dadurch vermittelt wird, dass es seine Verantwortung ist, einen bestimmte Zustand der Wohnung herzustellen. Welcher Mittel er sich dazu bedient, kann dem Mieter egal sein, deswegen wendet er sich an den Vermieter und nicht die Firma, die einen Fehler gemacht hat, selbst falls er sie kennt, weil es die Verantwortung des Vermieters ist den Pfusch zu korrigieren und er das zwar möglicherweise von der Firma verlangt, möglicherweise aber auch eine andere Firma beauftragt.

    Wie ist es aber, wenn der Fahrer dieser Firma in der Einfahrt zur Wohnung das Auto des Vermieters rammt. Dann käme wohl keiner auf die Idee, dass der Vermieter schuld ist und man sich an diesen wenden soll, obwohl er natürlich den Unfall insoweit mit verursacht hat, dass, wenn er die Firma nicht beauftragt hätte, diese nicht gekommen wäre und somit kein Unfall stattgefunden hätte. Das ist analog zur Situation hier.

    Wie schon erklärt, ist bei Helena nur (eine überdies präemptive) Schuld erkennbar, wenn man annimmt, dass sie inzwischen ein Studium abgeschlossen oder eine sonstige vergleichbare Ausbildung in Informatik erhalten hat, ohne dass uns das hier bekannt wurde.

    Die Sache ist eigentlich nicht schwer zu analysieren, wenn man sie vorurteilslos betrachtet. Wer ist schuld, wenn jemand den Unterricht störend in die Klasse stürmt? Doch wohl zunächst der, der da reinstürmt. Das müsste eigentlich sonnenklar sein. Natürlich kann man dann weiterfragen, warum er das gemacht hat, ob er irgendwie dazu gezwungen oder veranlasst wurde, das heißt ob die Verantwortung eines anderen besteht und dadurch die Schuld auf diesen übergeht. Das wäre dann zu klären, ob und warum das so ist. Juristen würden sagen, die Beweislast dafür, dass ein anderer, als der offensichtliche Täter schuld ist, liegt bei dem, der diese Schuld behauptet. Das hätte also die Lehrerin zu beweisen (völlig unabhängig davon, dass ihr eigenes Verhalten gegenüber dem Störer merkwürdig ist. Ein Jurist würde hier etwa an eine nichterfüllte Schadensminderungspflicht denken). „Helena hat die Pizza bestellt“ ist aber logisch einfach nicht ausreichend, die Verantwortung und damit den Schuldübergang zu beweisen. Natürlich war die Bestellung auch kausal für die Störung, den hätte sie nix bestellt, hätte es die Störung nicht gegeben, aber das reicht offensichtlich nicht, die Schuld zu beweisen. Wer das nicht versteht, möge sich vorstellen der Fahrer baut einen Unfall mit Verletzten. Ist dann an deren Verletzung Helena schuld?

    Eine bestimmte Art der Bestellung könnte das rechtfertigen. Wie Detektivin Jule richtig anmerkt „Die Tatsache, dass der Bote in der Klasse aufgetaucht ist, lässt vermuten, dass das genauso vereinbart war.“ Das ist aber eben nur eine Vermutung, der man nun durch Ermittlung nachgehen muss, um festzustellen, wie es denn wirklich war. Statt dieser Ermittlung findet aber sowas statt: „Ich wollte erklären, dass wir eigentlich draußen verabredet waren, aber das wurde gleich abgebügelt.“ Also das Gegenteil von Ermittlung: mundtot machen.

    Ich fürchte aber, selbst wenn man das der Lehrerin jetzt langsam und freundlich erklären würde, wäre die Wahrscheinlichkeit, mit diesen eigentlich nicht schwer zu verstehenden Gedankengängen durchzudringen, eher so lala. Lehrer sind nicht so sozialisiert.

    Neben der logischen Analyse habe ich noch eine psychologische Vermutung. Die Lehrerin war überfordert. Durch mangelnde Souveränität im Umgang mit der Störung wurde aus dieser eine länger dauernde unangenehme Situation. Dafür braucht man einen Schuldigen und das kann natürlich nicht die Lehrkraft sein, der Pizzabote aber auch nicht, denn das würde bedeuten, dass die Lehrerin entweder machtlos gegenüber diesem war oder nicht richtig gegen den Verantwortlichen vorgegangen ist, was beides nicht sein kann. Bleibt nur Helena.

    Socke schreibt richtig: „Warum es so wichtig ist, Kinder und Jugendliche ernst zu nehmen und mit ihnen erwachsen zu kommunizieren.“ Das könnte hier auch über anderen Beiträgen stehen. Mit dem Zusatz „Heute haben wir mal wieder ein Beispiel, zu welchem völlig vermeidbaren Stress es führt, wenn man das nicht tut“. Ich wünschte es gäbe solache Beispiele nicht und der Blog würde nur von lustigen Geschichten handeln. Solange aber die Realität leider nicht so ist, sage ich nur: Lass lesen.

  14. Ich scheine mit meinem 35 Jahren langsam alt zu werden aber findet es niemand komisch dass sich Schüler Pizza in die Schule liefern lassen? Zu meiner Zeit hatte mal eklige Brote dabei die man weggeschmissen hat und hat dann dem Hausmeister einen Haufen Geld für genauso ekligen Fleischkäse oder Knackwürste in den Rachen geschmissen…..

    Ich muss zugeben es gibt immer mehr Sachen was „diese Jungen Leute“ so machen, bei denen Ich nicht mehr mitkomme 🙂

    Das Verhalten des Pizzalieferdiesnstes finde Ich hier aber auch wirklich dämlich.

  15. Es würde vielen Menschen (in diesem Fall der Lehrkraft) gut stehen, wenn sie offener durchs Leben laufen würden. Offener dafür, dass etwas nicht unbedingt so abgelaufen sein muss, wie ihre erste Vermutung ist, sondern dass es auch andere Erklärungen gibt. Manchmal ist eben nicht die einfachste oder wahrscheinlichste Erklärung die richtige…

  16. Nach 90% des Textes:
    Kleine Schülerdummheit, die am Ende aufgrund von unglücklichen Umständen schief gelaufen ist.
    Passiert.
    Frage: Warum bekommt der Schulessen-Lieferant es nicht auf die Reihe, das einfachste aller Gerichte – Spaghetti – kindergerecht auszuliefern. Oder sind auf einem Vollkorn-Low-Carb-Soja-Spaghetti-Trip??

    Nach der Bestätigungsmail:
    Wenig Verständnis für die Lehrerin
    Kein Verständnis für die Schulleitung
    Kein Verständnis für den Lieferanten-Dulli

    Als Lieferdienst hat sich der Liefermitarbeiter an die Regeln der Kunden zu halten, egal ob Wohnung, Privatgelände, Werksgelände, JVA oder öffentliche Gebäude. Weil Auslieferungsmitarbeiter über16, i.d.R. über 18 Jahre alt sind, sollten die allgemeinen Schulregeln bekannt sein. Schulgelände, Betreten, Unterricht stören &Co..

    Außerdem: Teil des Vertrages zwischen Besteller und Pizzalieferfirma sind die zusätzlichen individuellen Vereinbarungen, wie extra Käse, ohne Zwiebeln, Lieferung zu einer Wunschlieferzeit, usw. usf..

    Der oben zitierten Vertragsinhaltsbestätigung ist eindeutig zu entnehmen, dass die Vertragsbestandteil sind:
    – die Pizzaauswahl
    – die Lieferadresse
    – die Lieferzeit (12:50 Uhr ! zwingend einzuhalten, weil Pausenzeit!)
    – der Übergabeort (Zaun, weil Sondergelände Schule mit Sonderregeln!)
    – die Zeittoleranz (WARTEN, bis zur Pause, Pause AB 12:45 Uhr)
    – Art und Ort der Übergabe (WIR kommen zur STRASSE)

    Das ist die kürzeste und präziseste und am besten begründetste Übergabevereinbarung.
    Vertragsgestaltung in DREI KURZEN Sätzen.
    Das schaffen nicht mal Juristen!

    Die Einzigen, die sich entschuldigen müssen sind die Pizzafirma und der Liefer-Dulli.
    Als Entschuldigung wäre ein Klassensatz Pizza das Mindeste.

    Desweiteren bedarf es einer Erklärung des Schulessen-Lieferanten, warum sie das einfachste Schulessen-Gericht nicht auf die Reihe bekommen.

    Na und die Lehrerin lädt die 5 zu einem Eis ein. Ob sie sich entschuldigen kann/soll/sollte/muss ist fraglich, da sie von der Situation sicherlich auch sehr überrascht war und der unerwartete Tumult in der Klasse ein weise Entscheidungsfindung sehr stark gestört hat.

    Aber diese Pizza-Firma, die hat doch gefühlt Vertragsbruch begangen und einen (seelischen und moralischen) Schaden verursacht und sollte Schadenersatz leisten.

  17. @Mithrandir: Sie hat die Pizzen auf 12:50 Uhr bestellt, die Pause war um 15:45, das heißt, der Bote war mindestens 15 Minuten zu früh.
    Und das ist völlig normal, dass bei Schulen und Unis vor die Tür an die Straße bestellt wird, wir haben das als Studenten oft genug gemacht. Um 11 Uhr auf 13 Uhr bestellt und es hat eigentlich immer geklappt. Kann man auch von einem Lieferdienst erwarten. Und wenn er zu früh ist, muss er eben warten.

  18. Das ist ja man interessant. Selbst in der 9. Klasse gibt es ja genug Stunden, die man nicht im Klassenraum sitzend verbringt – Chemie und Physik und Sport fallen mir da so ganz auf Anhieb ein. Und wenn man wissen möchte, wo sich ein bestimmter Schüler zu einem gegebenen Zeitraum aufhält, ist der mit Abstand beste Versuch, das im Sekretariat zu erfragen. Denn ich glaube kaum, dass ein unter Zeitdruck stehender Pizzabote Lust hat, durch die Schule zu irren (es ist Unterricht, die Chance darauf, Menschen zu treffen, ist verflixt gering!) und seine Kunden zu suchen. Und aus genau dem Grund hat der auch nicht vor der Schule warten wollen – Zeit ist Geld für ihn. Das war kein Versehen, sondern Absicht. Das würde ich auch durchaus beim Pizzadienst nochmal kommunizieren, wie besch… das gelaufen ist, die werden sich wahrscheinlich nicht in die Schulsache mit reinhängen wollen, aber weil Schüler schon eine gute Einkommensquelle sind, briefen die vielleicht ihre Boten nochmal deutlich.

    Was ich damit sagen will: irgendwo hat mal wieder jemand anders Mist gebaut, und es wird wieder aufs schwächste, hervorstechendste Glied gehauen. Vielleicht sollte man auch mal die Kommunikationskultur an der Schule ansprechen, aber das wird wieder nur ein frommer Wunsch bleiben, fürchte ich…

    @Peter: „Was bei Helena aber auffällt: Sie rutscht immer wieder in typische Situationen hinein… Woran das liegt und wie man das angehen kann weiß ich nicht…“
    Das kannst du leider so nicht angehen und besprechen. Helena fällt auf, weil sie anders ist, und statt dann die Klappe zu halten und „froh und dankbar“ zu sein, dass man ihr so viele schöne Nachteilsausgleiche erlaubt, wagt sie doch echt drauf zu pochen, dass sie die gleichen Rechte hat wie ein „normaler“ Mensch. DAS ist das Problem, und in Wohlgefallen lösen sich diese Fälle vor allem auf, weil Socke so unermüdlich für ihre Tochter kämpft und darauf besteht, dass die Vorfälle aufgeklärt werden – und es nicht beim „Bestimmt hat Helena wieder Mist gebaut“ bleibt.

    Socke, du machst das wunderbar. Ich hoffe, ihr findet den eigentlichen Verursacher. Dass nämlich Sekretariatsmitarbeiter den Aufenthaltsort von Schülern an Fremde herausgeben, ist hier das eigentlich viel größere Problem. Viel Erfolg!

  19. Ich bin etwas irritiert über den Tenor der meisten Antworten hier.
    In einer Schule hat ein Pizzadienst nichts verloren. Wenn mir die Spaggethi nicht schmecken, nehm ich ein Brötchen mit. Was wäre denn gewesen, wenn die Pizza ne halbe Stunde später geliefert worden wäre, weil irgendwas schief gelaufen ist (passiert beim Essenbestellen nicht nur mal ganz selten)? Dann wird einfach in der nächsten Stunde gemütlich gegessen?

    Ich finds übrigens sehr schräg, das man Menschen, die im Niedrigstlohnsektor arbeiten, 10min warten lassen will, weil letztlich das Zeitfenster für die Auslieferung zu klein ist (eine Essensbestellung ist keine ICE-Abfahrt) und eine Mittagspause in einer Schule häufig begrenzt.

    Von mir (bin Lehrer) hätts auch nen Anschiss gegeben.

  20. Und wieder ein Gyrosbaguettetag, liebe Jule. Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und Mut und eine freche Schreibe…

  21. Die richtige „erwachsene“ Reaktion wäre gewesen sich zu entschuldigen, obwohl man nicht Schuld ist. Einfach weil die eigene Aktion im Endeffekt dazu geführt hat, dass etwas schlechtes passiert ist.
    Trotzdem ist die Reaktion der Lehrerin natürlich für’n Arsch. Das Gegenüber nicht zu Wort kommen zu lassen ist inkompetent ins Besondere für Pädagogen. Da kann nichts geklärt und vor allem nichts gelernt werden, weil Helena zu Recht wütend über die Lehrerin ist. Da ist es dann noch schwerer eventuelle eigene Fehler zu sehen.
    Ich würde die Lehrerin fragen, warum keine Einwände zugelassen wurden, oder ob sie glaubt das alle Aussagen von Helena grundsätzlich erstmal gelogen sind.
    Ich hatte so eine Lehrerin. Die hat alle Einwände abgebügelt und auch echte Gegenargumente nicht zugelassen, denn sie habe ja Recht und uns Kindern sei nicht zu trauen. Und sie war auch immer schnell mit Strafen die uns lächerlich machen sollten. Habe ich bis heute dran zu knapsen.
    Back to Topic:
    Ich würde nach den Gründen fragen um die pädagogische Kompetenz zu erfahren und dann eine Entschuldigung verlangen.

  22. @Mithrandir: Wenn ich Pizza auf 12:50 bestelle, kann ich auch erwarten, dass die erst um 12:50 geliefert wird. Und wenn der Bote früher da ist, dann muss er eben warten, so doof das ist.
    Sowas muss man wissen, wenn man an Schulen oder Ähnliches liefert.

  23. Ich muss gerade sehr lachen. Wir haben mal vor über 20 Jahren Pizza in den Englisch-LK bestellt, ja, auch eine für den Lehrer, und das war einfach nur sehr lustig. Der Pizzabote ist damals auch gegen die Einbahnstraße um die Sporthalle gefahren und war komplett überfordert. Aber das war halt 1997, ohne Handys und so (die Bestellung lief über das offizielle Schultelefon im Sekretariat. Die haben einfach nicht geglaubt, dass Schüler 27 Pizzen ohne Absprache mit dem Lehrer bestellen.

    Hilft im Umgang mit der Situation jetzt nicht wirklich, aber ich finde das Ganze eher lustig als schlimm.

  24. Ich sehe in diesem Vorfall eindeutig eine Vertragsverletzung beim Pizza-Boten. Mit der Annahme des Auftrags hat er auch die Bedingungen für die Auslieferung anerkannt. Er hätte ihn wahrscheinlich auch korrekt ausgeführt, wenn Helena statt der Klasse 9[x] ihren Nachnamen angegeben hätte. Außerdem musste der Pizza-Bote damit rechnen, dass die Bestellung evtl aus mehreren Klassen stammt. Und was hätte er gemacht, wenn in dieser Stunde ein Fachunterricht in einem anderen Raum stattgefunden hätte? Der Bursche hat einfach sein Hirn ausgeschaltet oder nicht richtig gelesen — ein Phänomen, dass in heutiger Zeit starke Verbreitung findet.
    Ich finde Helena hat alles richtig gemacht. Besser (Name statt Klasse) geht immer 🙂

  25. Fremde sollen, verständlicher Weise nicht auf das Schulgelände. Wie kann es da sein, dass ein Pizza-Bote es bis in einen Klassenraum schafft? Eine Frage, die man mal der Schulleitung stellen sollte.

  26. Hallo Jule,
    Ich habe jetzt in 4 oder mehr Wochen deinen gesamten Blog gelesen und mit dir gefühlt. Es war spannender als jedes Buch, und ich habe viel dazu gelernt! Ich bin schwer beeindruckt, von deiner Offenheit, deinem Mut zum Bloggen und Kämpfen, deiner Konsequenz in den Forderungen zur Gleichbehandlung. Ich wünsche euch allen dreien weiterhin alle Kraft der Welt, mit den Widrigkeiten fertig zu werden! Herzlichen Dank und Gruß
    Dorothee

  27. Hab gerade nochmal hier gelesen, auf der Suche nach neuen Blog-Geschichten 🙂
    Dabei fiel mir mein eigenes „Pizza-Gate“ von vor zehn Jahren oder so ein: Pizza zur Kirche bestellt (wir hatten in Nebenräumen eine Vorstandssitzung geplant im Anschluss an ein Konzert in der Kirche), auf bestimmte Uhrzeit, mit Bitte um Anruf, wenn Pizzabote da ist, weil es keine Klingel gibt.
    Ergebnis: Pizzabote kam mehr als 10 min früher, mein Handy war noch lautlos (weil ich im Konzert saß), der Heini stapft in die Kirche rein, mit fetter Iso-Kiste auf dem Rücken, Küster kommt zu meinem Chorleiter, der auch im Publikum sitzt, und fragt, ob er kennt. Zum Glück sitze ich in der Nähe und kriege das mit, gehe zum Eingang und nehme den Boten mit raus, um dort alles zu erledigen.
    Ich war Ü40 – „sie ist ja noch jung“ haut bei mir also nicht hin, „naiv“ aber ganz bestimmt. Ich bin schlicht nicht auf die Idee gekommen, dass der Bote 1. so viel früher kommen könnte (5 min früher hatte ich für möglich gehalten und wäre auf die Zeit rausgegangen und hätte mein Handy angemacht) und 2. so stumpf in eine Kirche, in der offensichtlich eine Veranstaltung läuft, reinlatschen könnte, wenn eine völlig andere Übergabe (draußen vor der Tür, Anruf, ich komme raus) konkret abgesprochen war.
    Muss eine wohl mal erlebt haben, um mit solchen Abläufen wirklich zu rechnen …

  28. Ist halt blöd gelaufen. Man könnte alles ein bisschen leichter nehmen und lockerer sehen. Es ist nichts passiert – 10 Minuten weniger Mathe ist aufs Leben gerechnet kein Thema. Dass alle Beteiligten mit sowas wertvolle Lebenszeit verschwenden müssen, finde ich traurig. Den Pizzamann hätte man auch aus der Klasse schicken können – das hätte 10 Sekunden gedauert.

  29. Ich war als Kind auch immer automatisch schuld, ein jeder Erklärungsversuch wurde grundsätzlich als billige Ausrede abgetan und die Strafe weiter erhöht. Ich hatte dann in der Schule irgendwann aufgehört, mich zu rechtfertigen oder zu erklären, weil es eh scheißegal war, was ich als Kind erzähle – man ist ja auch gar nicht zu Wort gekommen oder wurde mitten im Satz niedergebrüllt. Lustig auch, wenn sich der Sachverhalt später auflöst, kommt der Vorwurf, ich hätte das sagen müssen, und es wäre eine Frechheit, Selbiges nicht zu tun. So ist das in Diktaturen und Abhängigkeitsverhältnissen in Schule und Kirche, da braucht man sich als Außenstehender keine Illusionen zu machen.

    Zurück zum Topic: Jeden Tag betreten schulfremde Personen in Ausübung ihres Berufs Schulgebäude in Deutschland. Wieso ist ein gewerblicher tätiger Dienstleister eigentlich ein so hohes Sicherheitsrisiko in einem Schulgebäude, dass das thematisiert wird? Und warum wird das Gelände dann nicht entsprechend durch meterhohe Zäune und einen Pförtner gesichert? Warten andere Dienstleister, z. B. dauernd wechselnde Paketboten aus aller Herren Länder, auch vor dem Schultor, bis jemand das Paket annimmt oder rufen die vorher an?

    Selbstverständlich kennt der Pizzafahrer das Schulgebäude in- und auswendig, weil er schon unzählige Male dort (von Bediensteten) bestellte Pizzen ausgeliefert hat. Sicher hat der Dienstleister eine Vorausverfügung nicht beachtet, aber hier wurde ein belangloser Sachverhalt zum Großevent aufgebauscht und mich überrascht das nicht.

    Man konnte aus Rache mal dem Pizzaladen von dem Ärger und der Indizienkette berichten, den/die seine Mitarbeiter verursacht haben und darauf hinweisen, dass die Reputation der Pizzafahrer wohl aufgrund früherer Vorfälle so schlecht ist, dass es nicht gern gesehen wird, wenn diese das Schulgebäude betreten. Dann können die Lehrer (m/w/d) ihren Hartkeks demnächst auch am Zaun abholen – gleiches Recht für alle.

  30. Hi Stinkesocke,
    ich bin über Twitter hier rein gestolpert und habe nur den ersten Post gelesen. Und muss gleich was los werden: Toll, die Vertrauensbasis zwischen dir und Helena und toll, wie du ihr auf Augenhöhe begegnest. Wenn ich an meine Kindheit zurück denke… was hätte ich mir so etwas gewünscht! Ich drücke euch die Daumen, dass ihr die Situation (und alle die da noch kommen mögen) geklärt bekommt.
    Liebe Grüße, Dirk

  31. Ich schmeiß mich weg, ich sehe erst jetzt das Datum des Posts…. ;-P
    Na, egal, es ist nun nicht weniger toll. Nichts für ungut! 😉
    LG Dirk

  32. @Andreas Dr. H. sagt: 22. Juli 2021 um 13:01 Uhr
    „Ich finde Helena hat alles richtig gemacht. Besser (Name statt Klasse) geht immer 🙂“

    Nein, nein, nein! Dem Rest stimme ich zu, aber ich muss darauf bestehen, dass ein one-time-token (abgesehen von komplexeren Möglichkeiten) hier das Mittel der Wahl war. Helena hat sich nicht wie eine auf Sicherheitstechnik- und Datenschutz spezialisierte Hochschulabsolventin verhalten. Das muss man ganz klar sehen. Die Lehrerin hat sich nicht wie eine Lehrerin verhalten.

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